Ich bin jetzt über 100 elektrische Autos gefahren, mit den ganzen Versionen und Neuauflagen, so genau weiß ich die Zahl nicht. Aber man entwickelt mit der Zeit ein paar Punkte, die einem wichtig sind. Und der Kia EV6 GT hakt viele davon ab.

In den letzten Testberichten habe ich es immer wieder angedeutet, irgendwann (entweder noch Ende 2026 oder spätestens 2027) steht bei mir wieder ein neues und eigenes Elektroauto an und die Suche danach wird hier auch ein Thema sein.

Ich mache mir bei den Testautos schon jetzt Gedanken darüber und als ich die Liste in meinem Kopf durchgegangen bin, habe ich beim GT viele Haken gesetzt. Es ist am Ende auch immer etwas Emotion bei einem Auto dabei, aber ich habe mich mal an eine „Liste“ gemacht, die ich in den nächsten Monaten häufiger nutzen werde.

Kia EV6 GT: Die 8 großen Stichpunkte

  • Design: Das ist mit Sicherheit der subjektivste Punkt auf der Liste und obwohl ich bei Technik sehr „analytisch“ vorgehe, so kann ich nicht abstreiten, dass mir ein Auto gefallen muss. Beim EV6 ist das, vor allem nach dem Facelift, der Fall. Das Heck ist nicht ganz optimal, aber vor allem die Front und das neue Licht gefallen mit ausgesprochen gut. Mit dieser matten Farbe gefällt mir der GT und das Feedback im Umfeld war ebenfalls positiv. Doch nicht nur die Optik ist wichtig, vor allem der Innenraum ist bei mir dann doch recht weit oben auf der Liste. Die Materialwahl im Kia EV6 GT ist gut bis sehr gut und durchaus angemessen für diesen Preis. Hier und da ist etwas viel los im Innenraum, er könnte noch etwas minimalistischer und cleaner sein, aber ich kann noch gut damit leben und es hat den Vorteil, dass man viel blind beim Fahren bedienen kann. Viele Elemente, wie auch auf dem Lenkrad, haben physische Tasten mit guten Druckpunkten.
  • Leistung: Es gibt 448 kW (609 PS), die sich auf zwei Elektromotoren an der Vorder- und Hinterachse verteilen, natürlich schiebt der GT ordentlich nach vorne. Auch hier gilt bei mir nicht immer die Vernunft und ich weiß, dass man so viel Leistung nicht benötigt, die 3,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h (wenn auch nur mit Launch Control) sind nett, aber im Alltag meist überflüssig. Aber mir machen Elektroautos mit Zeiten von unter 5 Sekunden eben Spaß. Dieser Punkt wäre nicht ganz oben auf der Liste, aber wenn ein Auto die Leistung mitbringt, dann nehme ich das gerne mit. Der GT macht übrigens erst bei 260 km/h dicht, was ich nicht wirklich oft fahre, aber 200 km/h habe ich hin und wieder schon auf dem Tacho und bin kein Freund von Autos, die bei 160 km/h abregeln.
  • Fahrverhalten: Viel wichtiger ist das Fahrverhalten im Alltag und da hat mit der EV6 GT gut gefallen. Sportlich abgestimmt, wenn es sein muss, aber auch bequem im normalen Alltag mit Kind und Familie. Und es gibt echtes One Pedal Driving bis zum Stillstand, was sehr angenehm ist und welches man mit Wippen am Lenkrad flexibel einstellen kann – auf der Autobahn lasse ich das Auto nämlich auch gerne „segeln“. Apropos Fahrverhalten, da bringt der Kia EV6 GT noch zwei Dinge mit, einmal einen künstlichen Sound, den ich im Sportmodus gerne nutze und der gut klingt, und eine Fake-Schaltung, die zwar nicht so aggressiv wie beim Hyunai Ioniq 5 N abgestimmt, für mich aber dennoch komplett unnötig ist. Wieso sollte ich mir freiwillig beim Beschleunigen die Leistung wie bei einem Verbrenner wegnehmen? Richtig. Aber, und das habe ich beim Ioniq gelernt, es gibt Menschen, denen das Spaß macht, und wenn sie zum Elektroauto statt Verbrenner greifen, haben wir alle gewonnen.
  • Reichweite: Kia hat den EV6 mit dem Facelift optimiert, aber es bleibt bei doch eher mageren 450 km WLTP-Reichweite, was im Winter und bei sportlicher Fahrweise grenzwertig für diese Klasse und diesen Preis ist. Mir reicht es gerade so, denn wir fahren ab und zu eine Strecke von ca. 250 km, aber das schafft man (wenn man nicht im GT-Modus auf der linken Spur durchzieht). Aber die Hyundai Motor Group muss echt schauen, dass sie weiter an der Effizienz der Autos arbeitet. Ein Tesla Model Y Performance ist genauso schnell, kostet fast 10.000 Euro weniger und hat 130 km mehr Reichweite. Da ist also noch sehr viel Luft nach oben.

  • Ladeleistung: Die mittelmäßige Reichweite versucht man mit 800 Volt und einer hohen Ladeleistung auszugleichen, was auch durchaus gut gelungen ist. Auch bei über 50 Prozent sehe ich bei den Modellen dieser Plattform noch über 200 kW und selbst bei 80 Prozent stehen da gerne über 150 kW, das ist nicht nur ordentlich, es reicht mir vollkommen aus, weil ich das nicht so häufig benötige. Viel wichtiger ist für mich die Leistung an der Wallbox daheim und da gibt es 11 kW. Ich bleibe dabei, ab 50.000 Euro Listenpreis wäre ich für 22 kW als Standard, weil mir die AC-Leistung wichtiger als die DC-Leistung ist, aber beim Marketing kommt die Leistung am Schnelllader besser an. Doch 11 kW sind okay, so ist es nicht. Die 22 kW, wenn auch nur als Option im Konfigurator, wären in Zukunft aber schön.
  • Digital: Kia bietet eine solide App, die bei mir bisher immer zuverlässig war und alles bietet, was ich benötige. Es fehlen noch ein paar Details, wie die exakte Stärke der Lenkrad- oder Sitzheizung, aber das sind wirklich Details. Das Infotainment bleibt für mich eine Schwäche, auch wenn das OS mittlerweile flüssig ist, so ist der Umfang an Diensten bescheiden und ich bin auf Apple CarPlay angewiesen. Das funktioniert aber, und das vor allem kabellos, sehr zuverlässig und gut. Langfristig kommt auch CarPlay Ultra, was ich haben möchte, aber noch nicht in diesem Modell. Doch Kia wechselt auch bald zu Android als Basis im Auto, in einem Facelift oder einer neuen Generation könnte die Software in Zukunft also eine echte Stärke werden. Jetzt ist sie eher okay. Es gibt ein Head-up-Display, was mir persönlich mittlerweile durchaus wichtig im Auto ist, aber es ist nicht das modernste HUD und hat keine aufwändigen AR-Spielereien. Doch es funktioniert und zeigt Google Maps von Apple CarPlay an, für mich reicht es aus.
  • Platzangebot: Wenn man ein Elektroauto als Elektroauto plant, dann hat man den Vorteil einer Skateboard-Plattform und mehr Platz im Innenraum. Ich kann vorne sehr gut sitzen und es wirkt alles luftig, ich könnte hinter mir gut sitzen (ich bin 1,9 m groß) und es gibt einen großen Kofferraum und einen Frunk. Für ein unter 4,7 Meter langes Auto ist das Platzangebot als Familie wirklich gut.
  • Preis: Der alles entscheidende Punkt ist am Ende natürlich immer der Preis. Es geht bei 70.000 Euro los, aber mit einem (mir zu) auffälligen Rot, ich müsste also eine andere Farben wählen. Mit Glasdach, was ich sehr mag, landet man dann bei ca. 72.000 Euro, mehr kommt nicht dazu, der GT ist „volle Hütte“. Muss man aber nicht zahlen, unter 60.000 Euro sollten machbar sein, ich habe auch schon Deals für rund 50.000 Euro gesehen. Zur Not schaut man mal bei Autoscout und Co., da sind rund 50.000 Euro realistisch. Oder, und das ist eine ernste Option für mich, knapp 35.000 bis 40.000 Euro für einen Vor-Facelift-GT.

Kia EV6 GT: Mein persönliches Fazit

Der Kia EV6 ist für mich persönlich eine wirklich ernste Option für mein eigenes Elektroauto und ich spiele sogar mit dem Gedanken eines GT. Ja, ihr müsst mir da jetzt nicht schreiben, dass man diese Leistung nicht „benötigt“, weiß ich doch auch.

Es gibt ein paar Dinge, die man besser machen könnte, wie die Reichweite oder die Software, aber grundsätzlich ist das ein wirklich gutes Elektroauto, auch als Nicht-GT. Aber es gibt es einen Punkt, der bei mir mittlerweile Bauchschmerzen bereitet.

Ich lese bei jedem Test der Hyundai Motor Group immer wieder von den massiven Problemen mit der ICCU (Integrated Charging Control Unit) und da habe ich ehrlich gesagt gar keine Lust drauf. Mit dem Facelift wurde das vor allem nicht behoben.

Mit den Kleinigkeiten könnte ich leben, selbst mit guter Software nutze ich oft Apple CarPlay und die Reichweite ist nicht gut, aber ausreichend. Doch dieser Punkt ist so eine Sache, der mich zum Grübeln bringt, auch beim Ioniq 5, der eine Option wäre.

Hätte ich mich nicht in dieses Thema reingefuchst oder hätte es Hyundai langsam mal bei der E-GMP (Name der Plattform für Modelle wie den EV6) behoben, ich wäre dazu geneigt, den EV6 vielleicht sogar jetzt schon ganz oben zu platzieren.

Schauen wir mal, das Jahr hat noch nicht begonnen und es stehen bei mir noch ein paar spannende Kandidaten an. Einige Modelle, die vielleicht eine Option wären, wurden auch noch nicht final enthüllt, denn 2026 kommen viele neue Elektroautos.


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  1. EV6-Driver ☀️

    Ein nicht zu vernachlässigender Punkt sind die Wartungskosten. Wenn Du Dich für den EV6 entscheidest, dann nimm die Serviceflat direkt mit! Die kostet aktuell (noch) 1050 Euro für die ersten 3 Inspektionen.
    Die Preise für die Inspektionen haben eine große Spanne, für die erste Inspektion (30.000) liegen die Preise zwischen 300 und über 1.000 Euro, je nach Bundesland und Stadt!
    Da solltest Du mal bei uns im EV6 Forum vorbeischauen.

    Ach ja, einen EV6 GT braucht man nicht, man will ihn.👍😁

    Ich hatte bis Ende Oktober den GT-Line vor Facelift) und wir wollten uns eigentlich auch den GT holen, aber jetzt hatten wir für 2 Wochen einen Tesla Model Y Performance, der hat uns insbesondere beim Licht und Fahrstabilität überzeugt. Meine Frau meinte, sie hat sich in noch keinem Auto so sicher gefühlt

  2. P45 💎

    Die immer noch nicht beseitigte ICCU Problematik ist für mich der Show-Stopper. Einer der Gründe für meinen Wechsel vom Ioniq 5 zum Skoda Elroq. Fun fact: ich hatte 2021 den Ioniq gleichzeitig mit zwei Freunden gekauft. Beide hatten eine defekte ICCU, ich selbst bin bis zum Weiterverkauf zum Glück verschont geblieben. Nach neun Monaten kann ich sagen, dass der Skoda in (fast) jeder Beziehung dem Hyundai überlegen ist. Nur in der Ladeleistung kann er ihm nicht ganz das Wasser reichen, aber für den Alltag (selbst auf längeren Reisen) ist das überhaupt kein Problem.

  3. Hans 👋

    Hat der nicht auch einen unnötigen Startknopf?
    Desweiteren gibt es neben Iccu weitere Klopper bei Hyundai: nicht vorhandener Support und sehr schlechte Versicherungsklassen.
    Die Reichweite geht für den Preis mMn gar nicht.
    Hast du echt so viel Geld, um über ein 70k-Auto nachzudenken? Immobilie hast du schon oder willst du nicht?

    1. Hans 👋

      Meinte Kia, ist aber eh fast das selbe.

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