Mercedes-Benz B250E: Meine Erfahrungen mit dem Plug-in-Hybrid

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Oliver hat vor ein paar Tagen sein Statement Contra Plug-in-Hybrid abgegeben und ich möchte heute mit diesem Beitrag meine Sichtweise zu PHEVs aufzeigen.

Seitdem ich vor ca. fünf Jahren mal im BMW i3 sitzen und selbigen testen durfte, war für mich klar, dass ich früher oder später auch privat ein Auto mit Elektro-Antrieb fahren wollte. Insgesamt hat es nun zwar ein wenig länger gedauert, aber zumindest als Plug-in-Hybrid kann ich nun auch privat meinen Spaß mit der Elektro-Technik im Auto haben.

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In diesem Artikel möchte ich also ein paar Erfahrungen und Überlegungen rund um das Thema Plug-in-Hybrid und reine Elektro-Autos aufschreiben. Es wird also explizit kein reiner Testbericht des Mercedes-Benz B250E Plug-in-Hybrid werden. Allerdings wird sicherlich auch einiges über dieses Auto in die folgenden Zeilen einfließen, weil wir uns einfach am Ende aufgrund diverser Rabatte für diesen Plug-in-Hybriden entschieden haben.

Plug-in-Hybrid oder reiner Elektro?

Zu Anfang stand bei mir die Frage im Raum, ob ich einen Plug-in-Hybrid oder einen reinen Elektroflitzer kaufen möchte? Dazu muss ich zuerst überlegen, was ich so täglich an KM mit dem Auto fahre.

Zur Arbeit in meinem Fulltime-Job fahre ich ca. 10 km einfach gemischt über Land und in der Stadt. Das bedeutet, dass ich selbst mit Mittagessen holen in der Nähe insgesamt nur ca. 25 km am Tag fahre.

Die Reichweite des zukünftigen Autos ist also kurz gesagt nicht so das Thema für mich. Der B250e als Plug-in-Hybrid fährt mit einer vollen Ladung im Alltag ca. 50 km – in meinem Fall also ca. zwei Tage rein elektrisch.

Ich selbst liebe die elektrische Fahrt! Die geringere Geräuschkulisse, der Abzug (das Baby hat 218 PS mit Elektro und Benzin-Motor) und natürlich auch der ökologische Vorteil, wenn man rein elektrisch fährt. Deshalb habe ich auch standardmäßig den Elektro-Motor aktiviert und lasse den Benziner nur bei Bedarf mit anspringen. Dazu später noch etwas mehr.

Wenn ich nicht absichtlich knapp 1.000 km mit dem Benziner gefahren wäre, um den Motor „einzufahren“, wäre das Mischungsverhältnis sicherlich noch deutlich mehr in Richtung Elektro gegangen, aber in der obigen Grafik seht ihr meinen bisherigen KM-Stand Elektro/Benzin.

Die Frage warum ich nicht gleich einen reinen Elektroflitzer gekauft habe, kann ich euch auch beantworten. Dazu muss ich nur etwas ausholen …

Ich habe zum Glück die Möglichkeit in der Firma das Auto aufzuladen. Zwar bisher „nur“ an der 230V Steckdose, aber das genügt mir bei einem Plug-in-Hybriden, weil ich ja nur eine kleine 15,6 kWh (genutzt werden ca. 10 kWh) Batterie im Auto habe.

Nach etwas mehr als 6 Stunden ist das Auto also vollständig geladen und ich arbeite immer noch brav im Büro bis ich endlich Feierabend machen darf. Aus diesem Grunde habe ich auch bei der Konfiguration nur den 3,6 kW Lader reinkonfiguriert.  (Verbaut, aber nicht freigeschaltet wird von Mercedes ein 7,2 kW Lader!) An der 230V Steckdose mit dem Standard Mercedes-Ladekabel werden nur ca. 2,2 kWh in das Auto reingejagt.

Wer allerdings eine Wallbox oder eine mobile Wallbox kaufen möchte, sollte direkt gleich mindestens auf die 7,2 kWh upgraden. In Sachen Ladezeit wirkt sich das später dann grob wie folgt aus:

Mein normaler Lader mit 3,6 kWh lädt an der Zapfsäule von EnBW 13,4 kWh in ca. 4 Stunden und kostet dabei (Stand März – ist nun etwas teurer!) 3,89 EUR.

Konfiguriert man den größeren Lader mit 7,2 kWh rein, halbiert sich die Ladezeit auf von 0 % auf 100 % auf ca. 2 Stunden. Würde ich dies nun bei Mercedes nachträglich upgraden lassen, kommt der Spaß in der Werkstatt auf einmalig ca. 400,- EUR inkl. MwSt.

Ich überlege noch, ob ich das mache. Im normalen Alltag, beim Ladevorgangs während der Arbeit, würde es mir fast nichts bringen. Aber wenn ich beispielsweise einen 1h Aufenthalt während eines Einkaufs oder dergleichen nutze und das Auto dabei auflade, ist eben deutlich mehr Strom in den Akku geflossen, als mit meinem kleinen Lader. Starte ich dann also beispielsweise bei 30 %, ist das Auto nach 1h fast wieder voll geladen. Am Ende kommt es in diesem Fall ganz darauf an, wie man das Auto im Alltag laden möchte.

Grundsätzlich gilt, dass ihr bei einer kleinen Batterie (Plug-in-Hybrid) und mit ausreichend vorhandener Zeit (Laden über Nacht oder beispielsweise tagsüber beim Arbeiten) der kleine Lader reicht. Andernfalls würde ich direkt gleich mindestens den 7,2er reinkonfigurieren und im Fall des B250E die knapp 400,- EUR Aufpreis einplanen.

Aber zurück zur Eingangsfrage. Da ich privat das Auto in einer großen Sammeltiefgarage ohne Lademöglichkeit parke und nur in der Firma laden kann ist für mich klar gewesen, dass ich vorerst einen Plug-in-Hybrid kaufe.

Eventuell besteht hier bald die Möglichkeit auch an einer Starkstromdose mit 11 kW zu tanken. Dann käme auch wieder ein reiner Elektro mit deutlich größerer Batterie infrage.

Auch preislich hatten sich reine Elektro-Fahrzeuge zum Zeitpunkt meiner Kaufentscheidung noch nicht wirklich in einer akzeptablen Preis-Range befunden. Die Hersteller bringen ja selbst 2020 oder 2021 noch primär riesige und vor allem teure Elektro-Schiffe auf den Markt.

Vor kurzem wurde der preislich interessante Hyundai Ionic 5 vorgestellt. Der ist rein elektrisch unterwegs, hat eine verhältnismäßig große Reichweite, ist dazu noch verhältnismäßig günstig und wäre deshalb wieder interessant.

Das Fahrzeug könnte ich dann an einer öffentlichen Ladestation ~2mal im Monat (schnell)laden und käme damit dann auch locker über die Runden. Der Markt ist gerade sehr im Wandel und es kommen viele interessante (E)Autos auf den Markt. Mal sehen, wie es in drei bis vier Jahren zum Ende der Finanzierung des B250E aussieht.

Umweltprämie

Für mich besonders interessant war der Kauf des Autos aufgrund der Umweltprämie und der zusätzlich raus gehandelten Rabatte beim Händler. Insgesamt habe ich so das Auto zu einer monatlichen Rate bekommen, die ich schon für das vorige Auto (das war aber fast 10.000 EUR günstiger!) bezahlen musste. Also war auch das ein sehr großer Pluspunkt bei meiner Kaufentscheidung.

Die Einreichung des Antrags zur Rückerstattung der Umweltprämie (musste beim Kauf vorgestreckt werden) ging verhältnismäßig einfach. Typisch Deutsch muss man zwar einige Zeilen an Antrag ausfüllen, aber nach nicht einmal zwei Monaten kam der Bescheid ins Haus und 2–3 Tage später waren auch die 4.500 EUR auf dem Konto.

Was ist mit der KFZ-Steuer?

Auch hier gibt es für die Sparfüchse positives zu berichten. Das Auto wird in meinem Fall nur für vier Jahre finanziert. Also am Ende kostet es mich 0,00 EUR KFZ-Steuer in diesem Zeitraum. Selbst wenn ich das Auto bis 23.03.2026 fahren würde, müsste ich laut meinem Bescheid nur 6,00 EUR insgesamt bezahlen. Danach dann 28,00 EUR jährlich.

Vom Motor her setzt sich der B250E so zusammen, dass ein 1,33 Liter Benziner (160 PS) verbaut ist und natürlich der Elektro (102 PS mit 75KW) noch dazu kommt. Zusammengerechnet bedeutet das am Ende die 160KW bzw. 218 PS.

Erwähnenswertes zum Tanken:

Da es sich bei mir um einen Plug-in-Hybrid handelt, gibt es natürlich einen Benzintank und die Möglichkeit den Akku mit Strom zu laden. Letzteres habe ich oben ja schon abgehandelt, aber zum Tanken gibt es auch ein paar Dinge. Gewichts-technisch muss man mit Abstrichen rechnen (es gibt ja Akku plus Tank und auch mehr verbaute Technik etc.) und einer davon ist ein etwas kleinerer Benzintank.

Im Falle meines B250e wird nur noch ein 35 Liter Tank verbaut. Das macht sich natürlich in der Reichweite bemerkbar. Wer also das Auto evtl. kaufen möchte, um nur Steuern zu sparen (auch als Geschäftswagen durch günstigere monatl. Abgaben) schießt sich eventuell selbst ins Knie, weil die Reichweite des Benziners deutlich geringer ist, als bei einem reinen Benziner mit größerem Tank. Mein voriges Auto hatte einen Tank von 60 Litern. Der Unterschied fällt durchaus im Alltag auf.

Ebenfalls interessant: Beim B250e muss ich den Tankdeckel mit einem Schalter von innen öffnen und es erscheint der Hinweis, dass der Tank entlüftet wird. Das hatte ich bei keinem anderen Auto bisher. Das soll daran liegen, da der Akku an der bisher normalen Position des Benzintanks liegt.

Der Benzintank wird nun aber etwas mehr durchgeschüttelt und muss nun entlüftet werden. Zeitlich bemerkt man hier nichts. Es muss lediglich der Hebel gedrückt werden. Man gewöhnt sich aber auf jeden Fall dran. :)

Mercedes hat wie eben erwähnt den Akku und den (kleineren) Tank intelligent verbaut.

Das führt zum einen dazu, dass der Kofferraum weiterhin schön groß bleibt (ich glaube es fehlen nur 50 Liter Volumen im Vergleich zum reinen Benziner) und zum anderen sind die beiden Auspuffrohre auf der Rückseite des Autos nur Blenden, weil der tatsächliche Auspuff schon mittig unterhalb des Autos aufhört. Ergänzend zum Kofferraum sei noch erwähnt, dass ich bei bisherigen Autos derselben Kategorie unter dem Kofferraumboden noch viele Fächer hatte, die teilweise auch herausgenommen werden konnten und so den Stauraum nach unten noch erweitert haben.

Das fällt hier aber logischerweise flach. Unter der von mir gekauften Antirutschmatte befinden sich zwar noch 2-3 Mini-Fächer und der Subwoofer, aber da passt fast nichts rein.

Ladekabel und Wallboxen

Kann ein Ladekabel nicht einfach geklaut werden? Hier muss man kurz sagen, dass es öffentliche Ladestationen gibt, die meist fest angeschlossene Ladekabel haben. Auf der Gegenseite wird der Stecker bei aktiviertem Ladevorgang verriegelt und kann deshalb nicht einfach so abgezogen oder auch nicht gleich das ganze Kabel entwendet werden.

Die Sache mit den Ladekabeln und Wallboxen ist aber auch wirklich eine Wissenschaft für sich. Die Hersteller legen meist ein Kabel für den Anschluss an das 230V Netz bei. Hier hat man also auf der einen Seiten am Kabel einen normalen 230V Stromstecker, wie bei den Geräten zu Hause. Auf der anderen Seite ist dann der Typ-2 Stecker für das Auto. Dazwischen ist dann meist ein Kästchen verbaut, welches die Elektronik zur Regelung des fließenden Stroms beinhaltet.

Abgesehen von der 230V Steckdose gibt es dann noch diverse andere Quellen. Einen blauen Stecker mit 3 Pins (CEE), eine rote Starkstromsteckdose (CEE) mit 5 Pins u. v. m. Am einfachsten legt man sich eine mobile Wallbox mit diversen Adaptern zu. Damit sollte man für fast alle Gegebenheiten gewappnet sein. Natürlich nur, sofern man nicht eh meist an einer öffentlichen Ladesäule tankt, welche schon die nötigen Kabel und Elektronik verbaut haben.

Im Alltag – verschiedene Fahr-Modi

Jeder Plug-in-Hybrid kann mit einem Knopf oder Schalter bzw. in den Einstellungen auf diverse Modi konfiguriert werden. Hier gibt es nicht nur Sport und Eco und solche Späße, sondern eben auch Modi, die mit dem Elektro-Motor zu tun haben.

Ich habe beispielsweise eingestellt, dass das Auto „per default“ mit dem Elektro-Motor fährt und nur bei Bedarf (schneller als 140 km/h) oder beim Durchtreten des Gaspedals den Benziner zuschaltet. Ich liebe einfach die ruhige Geräuschkulisse bei der reinen Elektrofahrt. Von außen gibt es natürlich ein Geräusch, welches extra produziert wird, damit beispielsweise Fußgänger oder Radfahrer auch auf das Auto aufmerksam werden. Bei der Rückwärtsfahrt pingt das Auto sogar jede Sekunde ähnlich wie viele LKWs beim Rangieren.

Aber es gibt auch die Option den Benziner primär zu nutzen und den Elektro-Motor nur bei Bedarf zuzuschalten. Nennt sich in meinem Fall Battery-Level. Dieser Modi lässt sich aber im B250E nicht als Standard einstellen und muss beim Start manuell eingeschaltet werden. Es gibt als Zwischenlösung eine Option, dass das Auto beim Starten fragt, ob derselbe Modi gewählt werden soll, der zuletzt genutzt wurde. Dann muss man lediglich beim Start die Abfrage im Display oder via Touchpad etc. bestätigen.

Ein paar Dinge zur Ausstattung

Ein paar Worte zur Ausstattung … Ich möchte hier nicht anfangen die Liste der Ausstattung meines B250E aufzuzählen. Mir persönlich waren aber ein paar Dinge wichtig. Teils für die Sicherheit, teils für mein inneres Spielkind, usw. Manche Dinge mögen für den einen oder anderen längst zur persönlichen Must-Have-Ausstattung gehören – ich hatte bisher solche Gimmicks eher rauskonfiguriert um ein wenig am Endpreis zu sparen. Dank Rabatten usw. konnte ich dieses mal in der Konfiguration aber ein paar Schmankerl reinkonfigurieren.

Bild: Mercedes Benz

Es gäbe hier noch so viel mehr an nützlichen Funktionen und Features – aber der Artikel soll nicht in einen Testbericht über das Auto ausarten. :) Falls euch aber trotzdem irgendwas Spezielles interessiert – wie immer gern ab in die Kommentare damit!

Plug-in-Hybrid im Alltag – Zusammenfassung

Das Thema Plug-in-Hybrid / PHEV dürfte weiterhin viele Leute polarisieren. Der eine mag unbedingt mal Elektro ausprobieren, aber traut sich evtl. nicht komplett umzusteigen, weil eventuell keine Lademöglichkeit vor Ort gegeben ist, der andere nutzt PHEVs nur, um ein wenig Steuern zu sparen und manche andere mögen aufgrund der geringen Elektro-Reichweite gleich gar nicht mit PHEVs anfangen.

Die geringere Reichweite bei einem Plug-in-Hybriden mag im Alltag in meinen Augen durchaus Sinn ergeben. Aber nicht jeder Autofahrer rattert am Tag 100 km allein zur Arbeit und zurück runter.

Mir persönlich war es zum Zeitpunkt meiner Kaufüberlegung beispielsweise auch noch etwas zu heikel komplett auf Elektro umzusteigen, weil ich damals noch nicht wusste, wo ich das Auto aufladen kann. In meiner Hood Blaustein gibt es aktuell genau eine öffentliche Ladestation mit 2 Lademöglichkeiten. Mittlerweile gibt es aber generell immer mehr öffentliche Ladestellen. Hier in Ulm bei mir ums Eck wurde sogar erst kürzlich einer der größten Parkplätze mit 28 (Schnell)Ladestellen geschaffen.

Wie sicher rauszulesen war, hat das Thema Elektro mich aber auf jeden Fall auch im KFZ-Bereich angefixt und sofern finanziell möglich, werde ich in der nächsten Auto-Runde in ein paar Jahren sicherlich komplett auf einen Elektroflitzer umsteigen. Der PHEV ist in meinen Augen eine tolle Möglichkeit gewesen in das Thema besser hereinzukommen.

Solltet ihr noch Fragen haben, dann wie immer gern ab in die Kommentare damit! Sofern ich helfen kann, werde ich sie sehr gerne beantworten.

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