Kommentar: Ist der Mercedes-Benz EQS ein „Tesla-Killer“?

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Mercedes-Benz präsentierte diese Woche den EQS und somit auch das erste Elektroauto, bei dem man endlich eine Elektro-Plattform nutzt. Die bisherigen EQ-Modelle basieren auf Benzinern und das bringt eben auch gewisse Nachteile mit.

Ist Mercedes-Benz der „Tesla-Killer“?

Der EQS soll aber nicht einfach nur ein neues Elektroauto sein, er soll Luxus pur und neue Maßstäbe setzen. Mir ist diese Woche sehr häufig das Wort „Tesla-Killer“ begegnet, was mich ein bisschen an die alten „iPhone-Killer“-Zeiten erinnert.

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Doch der Vergleich mit Tesla und dem Model S ist gar nicht so abwegig. Immerhin sind es große Elektroautos mit viel Reichweite und Performance, die beide in einer Liga von über 100.000 Euro (bei den Top-Modellen) spielen. Viele Medien haben den Mercedes-Benz als die lang erhoffte Antwort aus Deutschland bezeichnet.

Ich bin zunächst froh, dass es endlich eine vernünftige Antwort gibt, die mal kein SUV ist. Persönlich hätte ich zwar erst das Model 3 angegriffen, aber ich kann auch verstehen, wenn man sich „von oben nach unten“ bei den Modellen abarbeitet.

Tesla Model S 2021 Rot

Allerdings würde ich den Mercedes-Benz EQS aktuell als sehr gut und nicht als überlegen bezeichnen. Auf dem Papier liefert er ab, aber neue Maßstäbe setzt das Elektroauto jetzt ehrlich gesagt auch nicht, wenn man sich das genau anschaut.

  • Die Reichweite von 770 km ist gut, sehr gut sogar. Doch sie ist nicht der Bestwert auf dem Markt, den bietet das neue Model S mit über 840 km und man sollte auch immer bedenken, dass diese Autos extrem große und schwere Akkus dafür verbauen müssen. Der geringe cw-Wert (Luftwiderstand) ist hingegen beeindruckend und das zeigt, dass man ein Elektroauto neu planen und nicht einen Benziner umbauen sollte.
  • Über eine Wärmepumpe kann man sich streiten, aber Mercedes-Benz verbaut keine und bietet auch keine als Upgrade an. Klar, man hat einen großen Akku und geringen cw-Wert, aber damit hätte man vielleicht noch mehr aus der Reichweite herausholen können.
  • Die Ladeleistung von 200 kW und 400-Volt-Technologie ist sehr gut, aber wir kennen Autos mit einer 800-Volt-Technologie und fast 300 kW Ladeleistung. Die ersten EQS-Prototypen haben die Ladeleistung durchaus konstant hochgehalten und Mercedes ist es wichtig, dass die Ladekurve erst spät abfällt, aber da werden wir dann erst im Alltag sehen, wie konstant das ist.
  • Es gibt jetzt OTA-Updates, die auch neue Funktionen beim Fahrzeug nachreichen können, aber damit holt man im Spätsommer 2021 nur auf, denn das bieten andere schon länger an.
  • Der Hyperscreen ist groß, doch das OS ruckelt derzeit noch recht stark. Wir werden sehen, wie gut das dann im Sommer bei der Serienversion läuft. Über die Optik kann man streiten, sowas ist sehr subjektiv. Ich sag es mal so: Ich würde wohl eher Apple CarPlay nutzen und ich habe in den ersten Videos gesehen, dass das gut auf dem großen Display aussieht. Drei große Displays im Innenraum sind aber auch kein Alleinstellungsmerkmal, denn das hat Porsche schon 2019 gezeigt.
  • Mercedes-Benz bietet nun endlich auch Plug and Charge bei Ladesäulen an, wenn diese das unterstützen (man fährt mit dem Auto zur Ladesäule, steckt das Kabel rein, es lädt und danach wird automatisch abgerechnet). Eine Funktion, die ich sehr wichtig finde, denn sie spart oft das nervige herumhantieren mit Apps oder Ladekarten. Aber man hat kein eigenes Schnellladenetz und ist ein Teil von Ionity.

Elektrischer Angriff auf die S-Klasse

Der Mercedes-Benz EQS ist vermutlich eher die große Konkurrenz für die S-Klasse und den Benziner von Daimler. Er hakt alle Punkte bei der Elektromobilität ab, setzt jetzt aber wirklich keine Maßstäbe im Jahr 2021. Zumindest nicht bei diesem Preis, so fair muss man eben sein. Doch er punktet bei vielen an anderer Stelle.

Mercedes Benz Eqs Innenraum Header

Der Innenraum ist extrem hochwertig verarbeitet, es gibt viele Details und extrem viele Luxus-Funktionen wie automatische Türen, Displays für die Mitfahrer hinten, eine Fernbedienung für die Displays, Lichtstreifen, guten Sound und vieles mehr.

Marques Brownlee hat die richtige Frage gestellt, wenn wir mal kurz beim Vergleich mit Tesla sind. Was passiert vorher: Mercedes-Benz legt bei der Elektromobilität vor, oder Tesla zieht beim Luxus nach. Wer einen EQS kauft, der will nicht das beste Elektroauto und passende Ladenetz, hier entscheidet man sich für Luxus.

Mercedes Benz Eqs Grau Header

Das „bessere“ Auto gibt es aber nicht, sowas ist auch mit dem EQS weiterhin eine subjektive Angelegenheit. Es ist aber schön, dass die Konkurrenz endlich da ist und auch abliefert. Wobei Elon Musk vermutlich beruhigt schlafen kann, denn man feiert einen Rekord nach dem anderen und das mittlerweile ohne das Model S.

Während die Konkurrenz also die passenden Antworten auf das Model S und Model X liefert, so ist Tesla schon einen Schritt weiter und hat den Fokus auf das Model 3 und das Model Y gelegt. Und 2021 könnte ein weiteres Modell kommen, das sich sogar noch darunter ansiedelt und die Verkaufszahlen weiter pusht.

Mercedes Benz Eqs Seite

Der Mercedes-Benz EQS ist also sicher kein „Tesla-Killer“, genauso wenig wie das Samsung Galaxy S ein „iPhone-Killer“ war. Doch Samsung hat mehr Druck auf Apple ausgeübt und Mercedes-Benz wird diesen jetzt auch auf Tesla ausüben.

Es spielt also keine Rolle, ob der Mercedes-Benz EQS oder das Tesla Model S jetzt das „bessere“ Elektroauto sind, denn am Ende gewinnt vor allem einer: Der Kunde. Konkurrenz ist gut und wichtig und bisher war das Portfolio von Daimler eben nur okay (der EQC, EQA und EQV waren alle Benziner vorher), jetzt ist es gut.

Mercedes Benz Eqs Heck

Das wird eine spannende Zeit in den kommenden Jahren und ein „Mercedes-Benz vs. Tesla“ wird genauso spannend wie das „Porsche vs. Tesla“ von 2019 sein, denn das Battle mit dem Taycan hat Elon Musk dazu bewegt das Model S schneller zu machen. Vielleicht wird der EQS dafür sorgen, dass die Qualität endlich steigt?

PS: Wirklich beeindruckt wäre ich, wenn einer der deutschen Premiumhersteller in diesem Jahr eine Antwort für das Tesla Model 3 parat hätte, die unter 60.000 Euro kostet, über 550+ km Reichweite und ca. 400 PS mitbringt. Das ist nämlich der Benchmark, den es zu schlagen gilt, wenn man ein „Tesla-Killer“ sein möchte.

PPS: Kann man einen Mercedes-Benz EQS und ein Tesla Model S vergleichen? Ja, wenn man das möchte, dann geht das. Die beiden haben sicher nicht die exakt gleiche Zielgruppe, aber sie überschneidet sich. Und das ist gut so, denn jeder große Hersteller benötigt Konkurrenz, damit er sich nicht auf dem Erfolg ausruht.

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