Die Marke Volkswagen (VW) befindet sich in einer wirtschaftlichen Krise, die durch niedrige Renditen und sinkende Nachfrage gekennzeichnet ist. Diese Probleme haben zu Produktionseinschränkungen in den VW-Werken Zwickau und Dresden geführt. Trotz dieser Herausforderungen zeigen sich VW-Vertriebsvorstand Imelda Labbé und Deutschland-Chef Achim Schaible in einem Interview mit der „Automobilwoche“ zuversichtlich.
Sie betonen, dass VW vor allem in Westeuropa noch über einen hohen Auftragsbestand verfüge. Im August habe man einen Anstieg der Auftragseingänge verzeichnet, was aber vor allem auf das Auslaufen der BEV-Förderung für gewerbliche Kunden zurückzuführen sei.
VW sieht finanzielle Anreize als notwendig
Eine wichtige Rolle spielt die Diskussion um die staatliche Förderung der Elektromobilität. Labbé und Schaible argumentieren, dass finanzielle Anreize weiterhin notwendig sind, um Kunden zum Kauf von Elektrofahrzeugen zu bewegen. Insbesondere nach dem Auslaufen der Förderprämie für Großkunden im August sei ein spürbarer Rückgang der Auftragseingänge im Flottengeschäft zu verzeichnen. Sie betonen auch die Bedeutung der Förderung der Ladeinfrastruktur, um Elektromobilität breiter zugänglich zu machen.
Eine interessante Diskussion ergibt sich aus dem Preisunterschied zwischen dem VW ID.3 in China und Deutschland. In China kostet das Fahrzeug etwa die Hälfte dessen, was deutsche Kunden zahlen müssen. Frau Labbé erklärt, dass dies auf die China-spezifische Ausstattung, die lokale Produktion und die Kostenvorteile in China zurückzuführen ist. Sie weist darauf hin, dass solche Preisunterschiede nicht auf Elektrofahrzeuge beschränkt sind, sondern auch bei Verbrennungsfahrzeugen auftreten.
Diskutiert wird auch, ob der Preiskampf bei Elektroautos in China nach Europa überschwappen wird. Der Wettbewerb auf dem Markt für Elektromobilität nimmt zu, doch VW setzt vor allem auf „Qualität und Attraktivität“ seiner Produkte sowie auf eine klare Preisstrategie. Die ehrgeizigen Geschäftsziele sollen durch profitables Wachstum erreicht werden.
Volkswagen mit Modell-Lücke bis zum ID.2
Im Hinblick auf die zukünftige Produktpalette von VW wird diskutiert, wie die Lücke bis zur Einführung des ID.2 überbrückt werden kann. Der E-Up wird Mitte 2024 aufgrund neuer UNECE-Regelungen zur Cybersicherheit eingestellt, was zu hohen Kosten für eine neue Elektronikarchitektur führen würde. Herr Labbé erklärt, dass alternative Ansätze geprüft werden und betont, dass die Produktüberarbeitung des ID.3 im Frühjahr positiv auf die Kundennachfrage reagiert hat.
Abschließend wird das Agenturmodell von VW diskutiert, bei dem Händler im Auftrag von VW Elektroautos verkaufen. Schaible argumentiert, dass das Agenturmodell für die Händler attraktiver ist, da sie eine sichere Provision erhalten und keine Lagerkosten oder Restwertrisiken tragen müssen. Auch eine mögliche Ausweitung des Agenturmodells auf Verbrennerfahrzeuge wird diskutiert, ist aber noch nicht abschließend entschieden.
Insgesamt zeigt das Interview, dass VW trotz der aktuellen Krise zuversichtlich in die Zukunft blickt und auf eine Stärkung der Elektromobilität setzt. Es bleibt nun natürlich abzuwarten, ob die Herausforderungen gemeistert werden können, denn die Konkurrenz schläft nicht und hat – je nach Hersteller – noch etwas mehr Spielraum bei den Preisen.
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