„Fair-Use-Vorteil“ – So schäbig verkauft o2 die DSL-Drosselung

Telefónica

Im Oktober 2013 hat Telefónica Deutschland mit der Marke o2 verkündet, dass man eine Drosselung in den hauseigenen DSL-Verträgen einführen wird. Damals war geplant, diese ab dem 01. Juli 2014 in der Praxis anzuwenden. Dieser Start verzögert sich etwas und zwar bis zum 01. Oktober dieses Jahres, wie das Unternehmen auf einer Infoseite mitteilt.

Ab diesem Termin werden alle DSL-Neukunden und alle -Bestandskunden, die bereits die entsprechende Klausel in ihrem Vertrag haben, aktiv gedrosselt. Das Unternehmen verkauft diese Einschränkung der Kunden als „Fair-Use-Vorteil“. Es darf laut gelacht werden.

Der Fair-Use Vorteil ist ab Einführung am 17. Oktober 2013 fester Vertragsbestandteil unserer neuen Tarife und wird ab dem 1. Oktober 2014 wirksam.

Wie läuft die o2-Drosselung genau ab?

Bei o2 DSL (M- und L-Paket) wird ab einem übertragenen Datenvolumen von 300 GB pro Monat, was drei Monate in Folge erreicht werden muss, die Übertragungsgeschwindigkeit des Internet-Zugangs für den Folgemonat und für alle Folgemonate bei erneuter Überschreitung von 300 GB auf 2 MBit/s begrenzt. Die Buchung von Speed-Paketen ist natürlich möglich, hier fallen entweder 4,99 Euro für 100 GB, oder aber 14,99 Euro für eine echte Flatrate an. Letzteres braucht aber laut o2 ja nun wirklich fast kein Nutzer.

21 GB Volumen reichen aus – sagt o2

Die Argumente die o2 anführt sind nicht neu, ähnliches haben wir bereits von der Telekom gehört, als die versuchte eine DSL-Drosselung einzuführen, um diese dann kurz darauf wieder zu kippen. Die o2-Zahlen sind geschönt und entsprechend keinesfalls der aktuellen Sachlage. Man versucht den Kunden irgendwie einzureden, dass die Nutzer heutzutage im Schnitt gar nicht viel Volumen benötigen. So heißt es zum Beispiel auf der Infosseite zum „Fair-Use-Vorteil“.

Ein durchschnittlicher Internetnutzer verbraucht lt. Bundesnetzagentur nur 21 GB im Monat.

Wie o2 richtig angibt, stammt diese Information aus dem Tätigkeitsbericht Telekommunikation 2012/2013 der Bundesnetzagentur (siehe PDF). Was man aber verschweigt: Die 21 GB im Monat sind Stand Ende 2012. Genau heißt es nämlich:

Die über Breitbandanschlüsse in Festnetzen abgewickelte Verkehrsmenge steigt weiter deutlich an und lag Ende des Jahres 2012 bei rund 7 Mrd. GB. Dies entspricht einem durchschnittlich genutzten Datenvolumen von ca. 21 GB pro Anschluss und Monat. Nach vorläufigen Berechnungen der Bundesnetzagentur wird die Verkehrsmenge bis zum Ende des Jahres 2013 auf deutlich über 8 Mrd. GB steigen.

Die Bundesnetzagentur sagt also damals bereits, dass die Verkehrsmenge bis zum Ende des Jahres 2013 deutlich ansteigen wird, ein Trend der sich auch im Jahr 2014 und den kommenden Jahren dank Video-On-Demand, Online-TV und Co. fortsetzen wird. Bereits jetzt sind also 21 GB nicht mehr genug, zumal ein Durchschnitt ohnehin nicht wiederspiegelt, wie der Markt tickt. Von Haushalten mit mehren Personen möchte ich gar nicht erst anfangen. Schönrechnen nennt man sowas.

Der Anfang vom Ende der DSL-Flatrates

Am Ende verkauft o2 eine Preiserhöhung bzw. eine Leistungsbeschneidung für Kunden mit mehr Traffic als „faire“ Sache für alle. Kunden, die das heute noch okay finden, weil sie selbst nicht viel Volumen benötigen, könnten sich morgen bereits daran stören, wenn sich ihr Nutzungsverhalten ändert. Ein Probemonat bei Amazon Instant Video, Maxdome oder Watchever wird euch schnell zeigen, wie man auch als „normaler“ Kunde viel Datenvolumen anhäufen kann.

Wenn die Kunden solche Regelungen akzeptieren, legen sie selbst den Grundstein dafür, dass früher oder später immer mehr Provider diesem Modell der stufenweisen Drosselung folgen. Häppchenweise einschränken, Stück für Stück Preise anheben, bis keiner mehr weiß, wann es denn eigentlich mal anders war.

Schaut also genau hin, was in euren Verträgen steht und fallt nicht auf solch schäbige Tricks herein. Denn nichts anderes ist ein „Fair-Use-Vorteil“.


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