Digitaler Heim-Assistent: Drei Monate mit dem Amazon Echo

Seit einer ganzen Weile steht ein Amazon Echo bei mir im Wohnzimmer. Der digitale Heim-Assistent ist nützlich, es fehlt aber an grundlegend guten Skill-Ideen. Ein wie üblich rein subjektiver Erfahrungsbericht.
Digitale Heim-Assistenten sind auf dem Vormarsch, stecken aber oft auch noch in den Kinderschuhen. Apple hat Siri mit ziemlich beschränktem Funktionsumfang auf den Apple TV gebracht, Google ist mit Home am Start (aber noch nicht in Deutschland) und Amazon will mit Alexa punkten. Alexa ist meines Erachtens aktuell der nützlichste Heim-Assistent, denn die offene Plattform, die größere Auswahl an Hardware und zuletzt sogar das entsprechende Update für Fire TVs sind große Pluspunkte.
Alexa ist im Grunde eine Software, die in der Amazon-Cloud läuft. Auf welchem Gerät der Nutzer am Ende damit interagiert, ist Alexa (fast) egal. Alexa bietet von Haus aus einige Funktionen. Amazon hat diese zum Beispiel hier im Hilfebereich aufgelistet.
Erweitert werden können die Funktionen mit sogenannten Skills, das sind vereinfacht gesagt Cloud-Apps für Alexa. Diese Skills können drei verschiedene Formen haben. Während Smart-Home-Skills und Flash-Briefing-Skills nicht per Hotword angesprochen werden müssen, so müssen alle anderen (also die meisten Skills) erst über jenes Schlüsselwort aktiviert werden, bevor sie genutzt werden können.
Nicht mehr wegzudenken
Eines sei direkt vorweg gesagt: Ich kann mir nur schwer vorstellen, noch ohne einen Heim-Assistenten wie den Amazon Echo auszukommen. Das Konzept gefällt mir und es gibt Bereiche, in denen solch ein Gadget einfach sehr nützlich ist. Aber es fällt auch auf, dass solche Plattformen neue, frische und durchdachte Skill-Ideen benötigen. Hier ist auch Amazon gefragt.
Schauen wir zunächst einmal, was Alexa meines Erachtens gut kann bzw. wofür „Sie“ für mich nützlich ist:
Smart Home
Für mich DER Pluspunkt eines solchen Heim-Assistenten. Ich schalte und dimme Lampen, steuere Steckdosen und stelle die Heizung auf bestimmte Temperaturen, einfach per Sprachbefehl und auf Wunsch auch in Gruppen.
Das empfinde ich als sehr nützlich und deutlich komfortabel, als über Smartphone-Apps. Nicht umsonst sind bereits nach kurzer Zeit sehr viele Smart-Home-Skills für Alexa verfügbar. Zudem füllt der IFTTT-Support eventuell noch nicht unterstützte Dienste.
Wetter
Ich frage das Wetter ab, nebenbei meist. Oft frage ich auch nur, ob es Morgen regnen wird. Das klappt gut und geht schnell.
Neuigkeiten
Man kann sich aus verschiedenen Flash-Briefing-Skills eine „tägliche Zusammenfassung“ zusammenstellen, die dann auf Wunsch abgespult wird. Für einen kurzen News-Überblick ideal.
Einkaufsliste
Mein Einkaufslisten-Liebling Bring! hat seit Kurzem einen Alexa-Skill und der wird von mir intensiv genutzt. Wenn mir auf- oder einfällt, was auf die Liste muss, sag ich das einfach Alexa. Bring! sowie alle Nutzer, denen ich meine Liste freigegeben habe, sehen das dann.
Musik
Ich höre meist einfach automatische Playlists von Amazon. Lese ich mit meinem Kindle, starte ich zum Beispiel „ruhige Musik“ nebenbei. Ich bin Prime-Kunde, habe aber kein Music Unlimited gebucht. Die über zwei Millionen Songs aus Prime Music reichen mir.
Auch TuneIn-Radio nutze ich ganz gerne, wobei hier die Suche eher bescheiden funktioniert. Was ich toll finde, auch der große Echo kann seit Kurzem Bluetooth-Speaker als Ausgabegerät nutzen.
Sonstiges
Selten aber stetig nutze ich noch die Abfrage nach Spritpreisen, einfachen Timern, die Abfrage meiner Netatmo-Daten, ein Wörterbuch und ab und an lasse ich mir auch einfach einen Witz erzählen. Leider hat Alexa (bei mir?) eine Vorliebe für Fußball-Witze und wiederholt auch oft die gleichen Witze.
Masse statt Klasse
Auch wenn ich aufgrund der aufgeführten Punkte Alexa kaum noch wegdenken kann, merkt man, dass die Luft in Sachen Skills schnell dünn wird. Die Masse der Skills ist unnütz oder, aus reinem „Spaß“ entstanden. Ich verstehe, dass viele Entwickler sich erstmal ausprobieren wollen, aber es ist nun schon eine ganze Weile so, dass sich einfach sehr wenig bewegt. Hier fehlen innovative Ideen für Skills.
Jede Tag schaue ich nach, was Amazon für neue Skills freigegeben hat. Das schaut dann (gefühlt) meist so aus:
Zitate, Lustige Zitate, sehr lustige Zitate, Rezepte, Fakten, irgendein Lokalradio, Fakten über Schnecken, Fakten über Menschen die sich für Fakten über Schnecken interessieren, Zitate von Schneckenfans, Rezepte für Singles, Zitat des Tages, irgendein Lokalradio, Abfahrtzeiten irgend einer Buslinie, … usw. usf.
Das ist alles okay. Durch die Offenheit von Alexa landen eben auch viele Nischen-Skills im Store. Man bekommt aber dadurch das Gefühl, dass sich generell sehr wenig tut bzw. generell wenig nützliche Skills veröffentlicht werden.
Was ich mir wünsche
Bessere Skills
Neue, gut umgesetzte Skills, die aus der Masse herausstechen und auch mal in neue Gefilde vordringen. Entwickler, die sich darüber Gedanken machen, was man bisher auf einem digitalen Heim-Assistent noch gar nicht nutzt und wie man das brauchbar realisieren könnte.
Bezahlte Skills
Ich denke das würde den ein oder anderen Entwickler animieren, hochwertige Skills zu entwickeln. Ich würde jedenfalls generell auch für gute Skills zahlen.
Default Skills
Amazon sollte es dem Nutzer erlauben, bestimmte Skills aus Default-Skill für eine Aktion festzulegen. So könnte ich zum Beispiel oben erwähntes Bring! ohne zusätzliches Erkennungswort als meine Einkaufsliste definieren.
Auswahl der Suchmaschine
Bing ist im Vergleich zu Google einfach Müll und auf Bastellösungen stehe ich nicht. Auch hier könnte wieder das Festlegen eines Default-Skills nützlich sein. Zumindest lässt sich ja Wikipedia direkt ansprechen, das ist oftmals schon ganz nützlich.
Notifications
Alexa-Hardware sollte für Benachrichtigungen genutzt werden können. Warum nicht einfach ein kurzer Ton, wenn mich jemand bei Twitter erwähnt, oder ein blaues Blinken, wenn jemand bei Facebook eine Anfrage stellt, usw.
Multiroom-Support
Mehrere Echo würde ich kaufen, wenn es einen nativen Multiroom-Support geben würde. Die Teile hängen im WLAN, also sollten sie doch auch Musik synchron halten können.
Das waren im Kern meine Eindrücke nach drei Monate mit dem Amazon Echo. Ich würde mich natürlich freuen, nun von euren Erfahrungen zu lesen. Wie zufrieden seid ihr, was nutzt ihr, was fehlt euch? Hinterlasst doch dazu einen Kommentar.
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