Facebook ist kaputt, jetzt folgt Instagram

Facebook Smartphones

Facebook ist für mich schon lange kaputt und ich glaube ich bin damit nicht alleine. Der blaue Riese versucht alles, um gegen den Trend anzukämpfen.

Die Zahl der Mitglieder ist bei einem sozialen Netzwerk wichtig, aber gar nicht mal entscheidend. Wichtig ist die Zahl der aktiven Mitglieder und je größer Facebook wird, desto schwieriger wird es die Nutzer zu motivieren. Mittlerweile greift man zu seltsamen Tricks, nur um einen aktiven Nutzer mehr im Monat zu haben.

Beispiele findet man dazu mittlerweile viele, einen guten Bericht dazu liefert unter anderem Bloomberg. Das Wachstum der täglich aktiven Nutzer wächst nicht mehr so schnell und war im vierten Quartal in den USA sogar erstmals rückläufig.

Das soziale Netzwerk rudert so langsam und auch wenn man im Sommer 2017 den Meilenstein von 2 Milliarden aktiven Nutzern (im Monat) knacken konnte, so gibt es einige Märkte, wo man stagniert. Grundsätzlich kein Problem, doch Facebook ist ein börsennotiertes Unternehmen und dort kennt man nur einen Weg: Nach oben.

Facebook reagiert und das mittlerweile ziemlich krass. Es mag erst mal nicht so spannend klingen, aber ein schlanker Messenger (Messenger sind weiterhin sehr beliebt), eine neue Timeline und der ewige Kampf für eine bessere Timeline sind krasse Schritte. Facebook möchte, dass wir wieder aktiver werden, denn mit neuen Nutzern kann man kein Geld verdienen, nur mit aktiven Nutzern.

In den letzten Monaten habe ich immer wieder viele Beispiele erlebt, wie man mich in die App locken wollte. Hier mal ein Screenshot vom letzten Wochenende:

Facebook schickt immer häufiger Benachrichtigungen zu Dingen, bei denen ich vor ein paar Wochen noch keine bekommen habe. Und: Ich kann diese verbergen, aber mittlerweile immer seltener angeben, dass diese Art der Benachrichtigung auch dauerhaft gesperrt wird (normalerweise gibt es diese Option, wenn man über die Benachrichtigung wischt, hier war aber nur ein „Verbergen“ zu sehen).

Ich weiß außerdem nicht, ob ich mir das einbilde, aber der rote Punkt auf der App erscheint mittlerweile auch gerne mal, wenn keine Benachrichtigung da ist. Und es wird mehr. Warum habe ich die App noch nicht runter geworfen? Habe ich sogar mal kurz, aber ich wollte dann genau dieses Verhalten mal eine Weile beobachten.

Nach Facebook folgt Instagram

Screenshots wie den oben habe ich haufenweise in meiner Galerie, ich bin kein aktiver Mensch auf Facebook (im Grunde nur für ein paar Gruppen und unsere Fanseite) und bin daher vermutlich genau die Zielgruppe für das Betteln nach Aufmerksamkeit. Aber es ist aktuell ein gewisser Trend zu erkennen und nach den Änderungen von Facebook glaube ich sogar, dass die Lage intern sehr ernst ist.

Facebook hat nun ein Problem: Für die Investoren sieht es (noch) gut aus. Man kann Wachstum verzeichnen und die Plattform wird gerne für Werbung genutzt. Doch mit den Änderungen wird man es Fanseiten von Medien wie uns und Marken schwer machen. Reichweite kostet schon jetzt und wird in Zukunft teurer. Organisch kann man auf Facebook im Grunde nicht mehr wirklich wachsen.

Genau das ist ein Problem, denn die Interessen der Nutzer passen nicht zu den Interessen der Werbeindustrie und Facebook muss nun schauen, dass man beide Parteien unter einen Hut bekommt. Ich glaube das wird eine spannende Sache in den kommenden Jahren und absolut keine leichte Aufgabe.

Aber Facebook war nicht dumm und hat vorgesorgt. Sowohl die Übernahme von Instagram, als auch von WhatsApp waren kluge Investitionen. Instagram wird jetzt richtig ausgeschlachtet, das merkt man. Meine Timeline aktuell:

Werbung taucht öfter auf, die 3 fremden Posts nehmen unglaublich viel Platz weg und dazwischen gibt es dann auch noch mal eine Stories-Reihe, wo die zu sehen sind, die man sich beim Start der App nicht oben angeschaut hat.

Kurz: Scrollt man so um die 30 Sekunden durch Instagram, dann sieht man viel, aber wenig von dem was man sehen will (die aktuellen Posts der Leute, denen man dort folgt). Das ist für mich als Nutzer nicht gerade das Ziel. Aber, würde man das so machen, dann wäre ich nur kurz aktiv und würde dann wieder gehen. Das ist nicht gut für Instagram, daher will man mich in der App behalten und zur Not versteckt man die für mich relevanten Posts irgendwie zwischen unnötigem Kram.

Die Timeline ist für mich mittlerweile totaler Vollmüll. Facebook wird daran aber nichts ändern, denn Instagram ist eine Cashcow und die schlachtet man nun voll aus. Man verhält sich wie ein Teenager, der schaut, wie weit man gehen kann. Und weil die Timeline anscheinend nicht mehr so oft durchgescrollt wird, weil die eben Vollmüll geworden ist, kommen nun die Stories an die Reihe. Ab und zu mal eine Werbeanzeige war nur der Anfang, jetzt geht es richtig los.

Kommt nach Instagram noch WhatsApp?

Der Fokus von Facebook sind schon lange nicht mehr die Nutzer und deren Erlebnis auf der Plattform. Das Ziel ist es, dass die Nutzer häufig in die App schauen und dort aktiv sind. Egal wie. Denn diese Zahl benötigt man für die Werbekunden und sie sollte imposant sein, damit man die Werbung teuer verkaufen kann. Marken, die dort werben, interessiert nicht warum der Nutzer so lange online war.

PS: Instagram besitzt außerdem keine gute Kontrolle für die Werbung, ich hatte in den letzten Wochen viel Werbung von Betrügern. Die zwei Beispiele vom Dezember waren nicht die einzige, im Januar hatte ich auch viel Spam in den Stories.

Und ganz ehrlich: Ich glaube nicht, dass WhatsApp langfristig verschont bleibt. Man versucht aktuell etwas Geld mit Business-Kunden zu verdienen und wird dann wohl bald ein paar Sticker verkaufen, aber das sind keine Summen, mit denen man bei Facebook rechnet. Früher oder später wird man auch den Messenger in Angriff nehmen, vor allem wenn es beim Flaggschiff (Facebook selbst) schlecht läuft.

Zur Not wird die Konkurrenz kopiert

Facebook ist eine dominante Marktmarkt geworden und kauft alles, was einem im Weg stehen könnte. Und wenn nicht, dann wird es dreist kopiert und mit aller Macht in alle Apps (z.B. Stories als Kopie von Snapchat) eingebaut. Snapchat wollte nicht an Facebook verkaufen, nun spüren sie die Macht des blauen Riesen.

Warum das Gejammer, ich könnte mich doch einfach von Facebook trennen? Das habe ich in den letzten Monaten auch systematisch gemacht. Eigentlich wollte ich Dinge wie die Benachrichtigung mit einem roten Punkt aber an lassen, da es noch ein paar Gruppen gibt, die ich aktiv und gerne nutze. Aber lange werde ich dieses Spiel nicht mehr mitmachen. Ich weiß, man hat es selbst in der Hand und ich bin wirklich niemand, der jammert, sondern der es direkt ändert, aber das mit der Alternative ist bei Facebook und Co gar nicht so leicht.

Ich hoffe, dass sich auf diesem Markt bald mal wieder etwas tut und Facebook die (fast) Monopolstellung verliert. Der fehlende Wettbewerb schadet meiner Meinung nach der Entwicklung. Wir als Nutzer haben das zwar in der Hand, aber so leicht wie „dann lass es doch einfach“ ist das nicht immer. Die Entwicklung mit Instagram war abzusehen, trotzdem ist es irgendwie ein bisschen schade.

Und nun? Facebook wird bei mir weiter und langsam reduziert (das Ende der Gruppen-App bedauere ich immer noch), WhatsApp ist ja noch gut nutzbar (und trotzdem nutze ich wenn möglich iMessage) und bei Instagram – nun, vielleicht bekommt Ello noch mal eine Chance. Eine Lösung ist das aber irgendwie nicht. In letzter Zeit bin ich auch wieder etwas häufiger bei Twitter aktiv.

Worauf ich eigentlich hinaus will: Ich wäre bereit für ein neues und innovatives soziales Netzwerk. Eines, das den Nutzer mal wieder für ein paar Jahre in den Fokus rückt, bevor es dann am Ende von Facebook gekauft, oder kopiert wird.

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