VW ID.3 GTX Performance im Test: Ein elektrischer Golf Plus GTI

Der VW ID.3 hatte durchaus Anlaufschwierigkeiten, doch diese sind nach ein paar Jahren beseitigt. Es gab eine frische Optik, es gab neue Technik und es gibt jetzt auch einen GTX. Doch ein altes Problem kann Volkswagen hier leider nicht lösen.

Das elektrische Pendant zum VW Golf GTI ist spürbar teurer, man legt 5.000 Euro mehr auf den Tisch. Gut, aktuell etwas weniger, weil Volkswagen eine Prämie für die ID-Elektroautos ins Leben gerufen hat, aber der Listenpreis ist eben deutlich höher.

VW ID.3 GTX: Ein VW Golf Plus GTI

Bekommt man aber überhaupt einen elektrischen GTI? Schwierig. Optisch wird auch mit dem Wabenmuster ehrlich gesagt nicht unbedingt ein sportliches Auto aus dem VW ID.3. Er sieht aggressiver aus, aber ist deutlich von einem GTI entfernt.

Ich spreche auch gerne mit meinem Umfeld über Testautos, einige fahren auch mit, und eine Aussage brachte es ganz gut auf den Punkt. Er wirkt ein bisschen wie ein VW Golf Plus als GTI. Höher, gemütlicher, aber nicht so tief wie der normale Golf.

Vw Id3 Gtx Performance Seite

Bei der Verarbeitung und Haptik ist der VW ID.3 mittlerweile aber ausgereift und hochwertig, das wurde vor allem mit dem Facelift besser, das merkt man natürlich auch beim GTX. Es ist ein teures Auto, aber es ist auch ein sehr hochwertiges Auto.

Gutes Head-up-Display, gute Fahrassistenzsysteme, sehr gute Lichter, wirklich tolle Sportsitze, das passt meistens, nur die elektrische Heckklappe fehlt mir bis heute.

Vw Id3 Gtx Performance Lenkrad

Ein paar alte „Probleme“ bleiben zwar noch, denn es gibt ein großes Display, es gibt eine ausgereifte Software, die Klimasteuerung ist endlich beleuchtet, aber es sind die alten Touchtasten auf dem Lenkrad, die Volkswagen selbst bald wieder entfernt.

Ich weiß zwar nicht, warum man die alten Tasten so lange mitschleppt, wenn man selbst nicht mehr davon überzeugt ist, aber vermutlich wäre der Schritt zurück zu teuer. So kam es bei mir in den zwei Wochen im Alltag zu mehreren Fehleingaben.

VW ID.3 GTX: Die Performance-Version

Und wie sieht es bei der Leistung aus? Ebenfalls gemischt. Die 100 km/h erreicht man mit dem GTX in 5,9 Sekunden, wie beim GTI, aber bei 180 km/h ist Schluss. Es sei denn, man zahlt etwas mehr, wie für den Performance, den ich getestet habe.

Damit erreicht man die 100 km/h in 5,7 Sekunden und kann 200 km/h fahren. Das ist noch nicht das Level eines GTI, der 250 km/h schafft, aber immerhin. Aber man merkt auch, dass man hier eine halbe Tonne mehr als beim GTI bewegen muss.

Auf dem Papier klingen 240 kW (326 PS) am Heck ordentlich, das ist R-Level und weit über dem GTI mit 195 kW (265 PS), aber der fährt sich durch das Gewicht ein bisschen agiler und sportlicher. Ich kenne den aktuellen GTI übrigens sehr gut.

The New Volkswagen Golf Gti Clubsport

Die Performance-Version startet bei 52.295 Euro und ist damit nah am VW Golf R, der dann aber über eine Sekunde schneller beschleunigt und sich auch wesentlich sportlicher fährt. Ich kenne nicht den neuen, aber den alten R, der macht Spaß.

Optisch wird aus dem VW ID.3 GTX also ein durchaus sportlicheres Auto, aber ich habe mich auch im Umfeld umgehört und ihn direkt neben einem aktuellen GTI in Grau gezeigt, jede Person hat den GTI bevorzugt. Und vermutlich auch VW selbst.

In der teureren Performance-Version kommt das Elektroauto ohne die Prämie nah an den VW Golf R heran, aber das ist dann ehrlich gesagt anderes Level. Ich fand den VW ID.3 GTX im Alltag auch hin und wieder „schwammig“ bei der Lenkung.

Er fährt sich gut, das adaptive Fahrwerk ist vor allem sehr bequem, aber es ist nicht ganz so sportlich. Der Vergleich hinkt, weil es eine andere Preisliga ist, aber dem VW ID.3 GTX gelingt nicht, was dem Porsche Taycan gelingt. Dieser ist auf Wunsch sehr sportlich, aber auch bequem. Schwer zu beschreiben, muss man mal fahren.

Vw Id3 Gtx Performance Heck

Apropos Porsche, mir und anderen fehlte bei der Fahrt noch etwas, und zwar ein Sound. Nicht immer, aber im Sport-Modus ist das ein netter Effekt. Und im VW-Konzern ist man davon überzeugt, einige Autos haben das, beim GTX fehlt es.

Und ich finde, dass es in der heutigen Zeit gute Lösungen für Fake-Sound in den Elektroautos gibt, vor allem einer GTI-Zielgruppe kann sowas noch wichtiger sein, da habe ich schon zu oft gehört, dass sie den klassischen Motorsound vermissen.

PS: Beim elektrischen GTI wird es übrigens einen Fake-Sound geben.

VW ID.3 GTX: Die Konkurrenz ist schneller

Mit der MEB-Plattform ist es in dieser Größe nicht möglich, aber dem VW ID.3 GTX fehlt ein Dual-Motor. Konkurrenten wie der MG4 Xpower sind nicht nur günstiger, sie haben auch zwei Motoren und mit 320 kW (435 PS) mehr Leistung. Damit geht es dann in unter 4 Sekunden von 0 auf 100. Aber der MG4 ist nicht zwingen besser.

Mg4 Xpower Exterior (2023)

Der VW ID.3 ist technisch das bessere Auto. Hochwertiger, bequemer, bessere Technik, mehr Reichweite, er ist klar überlegen. Aber er fährt gefühlt eben doch ein bisschen mit angezogener Handbremse und die Gründe dafür sind nicht ganz klar.

Darf der VW ID.3 GTX nur mit dem VW Golf GTI mithalten und muss ein Abstand zum VW Golf R vorhanden sein? Falls dem so wäre, dann ist das Quatsch, denn ein normales Tesla Model 3 Long Range geizt nicht mit Leistung und schafft die 100 km/h in 4,4 Sekunden. Der Vergleich hinkt? Es ist so teuer wie der VW ID.3 GTX.

Der VW ID.3 GTX darf durchaus teurer als ein MG4 Xpower sein, aber es sollte sich nicht so eindeutig bei der Leistung abhängen lassen, das straft die Zielgruppe ab.

VW ID.3 GTX: Nur eine Übergangslösung

Aber zurück zum VW ID.3 GTX Performance, der die technische Spitze des kleinen Flitzers ist, dieser soll immerhin Kunden des VW Golf GTI Clubsport abholen, die jetzt elektrisch fahren wollen. Reicht das aus? Jain. Grundsätzlich macht der ID.3 GTX viel Spaß, aber preislich reizt VW das (ohne Prämie, die 2025 wegfällt) aus.

Packt man ein paar Extras im Konfigurator, wie eine Wärmepumpe (die leider nicht Standard ist) rein, dann kann man die 60.000 Euro knacken. Falls Volkswagen die Prämie nicht beibehält oder den Preis ab 2025 weiter senkt. Und da sind wir auf dem Level eines Tesla Model 3 Performance, was dann eine ganz andere Liga ist.

Vw Id3 Gtx Performance Innen

Würde Volkswagen die entsprechende Leistung bieten, würde die Sache sicher auch schon wieder anders aussehen, aber Tesla beschleunigt für den fast gleichen Preis fast doppelt so schnell. Egal? Ja, natürlich, stimme ich euch zu. Aber nicht für Kunden, die Performance-Versionen kaufen, die achten sehr genau auf die Zeiten.

Ich habe den Eindruck, als ob VW den Golf als GTI und R bevorzugt und eigentlich auch lieber verkaufen würde. Das mit dem GTX-Branding hat sowieso keine große Zukunft, man spricht ja nicht nur häufig über den elektrischen Golf, der richtig gut werden soll, auch der erste Elektro-GTI steht an und wird von VW gerne gelobt.

Wenn ich ganz ehrlich bin, dann wirkt der VW ID.3 GTX wie ein „gut, bringen wir noch, ist geplant, aber eigentlich liegt der Fokus auf dem elektrischen VW Golf und der passenden GTI-Version in ein paar Jahren“-Auto. Leistung, Preis und Aussagen des VW-Managements in Interviews rücken den VW ID.3 GTX in kein gutes Licht.

Was wirklich schade ist, denn grundsätzlich ist das ein sehr gutes Elektroauto und müsste mich ansprechen, ich bin damals einen Golf GT gefahren und wir hatten einen Golf GTI in der Familie. Mal schauen, ob der elektrische GTI das besser macht.


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  1. Bernhard Merl 👋

    zum Zitat, „Ich habe den Eindruck, als ob VW den Golf als GTI und R bevorzugt und eigentlich auch lieber verkaufen würde“
    Genauso ist es, wer in letzter Zeit in einem Autohaus war, bekommt das auch immer wieder zu hören, es besteht kein Interesse ein E Auto zu verkaufen. Und noch was, fragen sie bei VW online nach einem Verkaufsgespräch bei einem Händler in ihrer Umgebung, kein Termin innerhalb vier Wochen. Wie kann das sein?

  2. Jochen Dörr 👋

    Die im Artikel genannten Leistungen bringt die E-Maschine nur kurzzeitig, die reale Leistung findet sich bedingt durch die Gesetzeslage im Fahrzeugschein.
    Dort müssen die Hersteller die Leistung angeben die das Fahrzeug mindestens eine halbe Stunde erbringen kann.
    Dann weiß man auch wieso das Auto keine 250 km/h fährt.
    Ich finde ein Journalist der über Autos schreibt könnte so etwas mal erwähnen und im Text angeben.
    die Dauerleistung der Maschine dürfte eher so bei 150 PS liegen und damit fährt man eben nicht schneller als 200.
    bei 200 Stundenkilometer ist die Reichweite übrigens noch 42% der Reichweite bei konstant 130.
    Die Grundlage dieser Angabe ist Physik und universell ;-)

  3. Carlo 💎

    Startet bei 52.295 Euro, und das für einen Plastikbomber. Ja, den E-Autos gehört die Zukunft.

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