OnePlus 5 Test

Das OnePlus 5 möchte diesen Sommer gegen das Samsung Galaxy S8, LG G6, HTC U11 und Co antreten. Ich habe das neue Android-Flaggschiff getestet.

Im April 2014 präsentiert OnePlus das OnePlus One und sorgte dank einer extrem gut geplanten Online-Marketingaktion für viel Aufmerksamkeit. Das Gerät kam gut an und es folgte ein Jahr später das OnePlus 2.Im letzten Sommer kam dann das OnePlus 3. In der Zwischenzeit gab es auch noch ein OnePlus X. Bis zum OnePlus 5 war jedoch das OnePlus 3T, die Winter-Neuauflage des 3, das aktuelle Gerät.

OnePlus besitzt einen Startup-Charakter, hat jedoch mit Oppo ein extrem großes Unternehmen im Hintergrund. Die sorgen auch dafür, dass bei der Produktion alles klappt und das Gerät nach der Ankündigung in vielen Ländern erhältlich ist.

Das OnePlus 5 ist übrigens eine abgewandelte Version des Oppo R11 Plus und ich würde es mal als die Flaggschiff-Version des R11 bezeichnen. Doch ist das OnePlus 5 auch ein richtiges Flaggschiff? Immerhin hat man in der Vergangenheit als „Flagship Killer“ die großen Hersteller wie Samsung und LG angegriffen. Das OnePlus One ist im Shop von OnePlus sogar als „Flagschiff-Killer – das Original“ zu finden.

OnePlus 5: Das Standard-Flaggschiff

Ein Flaggschiff-Killer ist das OnePlus 5 nicht mehr, dafür ist es mit 500 Euro zu teuer. Das Gerät ist in meinen Augen nicht zu teuer, aber die Zeiten, in denen der Preis das Argument für ein OnePlus war, sind vorbei. Die bessere Version (die meiner Meinung nach die bessere Farbe besitzt) kostet sogar 560 Euro. Das ist in etwa der Preis für ein Samsung Galaxy S8 im Moment. Ein LG G6 ist sogar noch günstiger.

Doch das OnePlus 5 kann mit der Ausstattung locker mithalten, oder sogar noch mehr bieten. Aktueller Snapdragon 835, übertriebene 6 oder 8 GB Arbeitsspeicher und wahlweise 64 oder 128 GB interner Speicher sind mehr als genug. Mit der Performance hatte ich im Test keine Probleme.

Ich muss aber auch dazu sagen, dass das OnePlus 5 jetzt nicht wirklich mehr Power als ein LG G6 mit einem alten Snapdragon 821 und 4 GB Arbeitsspeicher besitzt. Die Power merkt man außerhalb von sehr aufwändigen Spielen und Benchmarks nicht.

Aber: Man ist damit aber ein bisschen besser für die Zukunft gewappnet.

OnePlus 5: Auf dem Blatt und in der Praxis

Beim Display hinkt das OnePlus 5 der Konkurrenz dafür etwas hinterher. Zumindest auf dem Blatt, denn es gibt zwar keine QHD-Auflösung, doch die ist im Alltag nicht entscheidend. Das Display des OnePlus 5 gefällt mir wirklich gut. Ich bin mittlerweile zum Fazit gekommen: QHD ist ohne VR überflüssig. FHD reicht aus.

Doch in einem Punkt muss ich das OnePlus 5 dann doch kritisieren und das ist bei den Displayrändern auf der Frontseite. Der Rand oben und unten ist zu breit. Das wirkt 2017 nicht mehr zeitgemäß. Ja, ich weiß, das sehen andere anders, aber ich persönlich bin nun mal ein Fan von dünnen Displayrändern. Daher ist das auch ein Punkt, den ich persönlich in einem Testbericht kritisiere.

Das OnePlus 5 hat dafür den Vorteil, dass OnePlus dank des dicken Displayrandes weiterhin einen Home-Button verbaut und man den Fingerabdrucksensor, der sehr schnell ist, weiterhin vorne findet. Für mich immer noch die beste Position.

OnePlus 5: Schwarz für mehr Gewinnmarge

Das Design und die Verarbeitung sind super. Über die Verarbeitung kann man nicht streiten, doch beim Design schon. Ich mag Unibody-Gehäuse aus mattschwarzem Aluminium. Man muss leider auf kabelloses Laden verzichten, aber das Design ist dafür in meinen Augen gelungen. Das OnePlus 5 sieht dem Apple iPhone 7 Plus auf Bildern ähnlich, fühlt sich aber doch etwas anders an.

Außerdem muss man auch dazu sagen: Apple hat das Design des iPhone nicht erfunden. Einige Hersteller, auch schon vor Apple, bauen solche Geräte.

Was mich aber stört: Die Auswahl der Modelle. Ich hätte gerne ein Modell, das 6 GB (von mir aus auch nur 4 GB) Arbeitsspeicher und 128 GB internen Speicher besitzt und Schwarz, dafür aber günstiger als das Modell mit 8/128 GB ist. Ich finde das schwarze OnePlus 5 eine ganze Ecke attraktiver und es ist schade, dass man die Kunden zum teureren Modell lockt, dessen Power fast niemand benötigt.

Auf mich wirkt es so: 8 statt 6 GB und 128 statt 64 GB kosten keine 60 Euro mehr für OnePlus. Für die Kunden ist der Unterschied auch nicht enorm und man bekommt eine andere Farbe (Schwarz). Ich glaube so denken viele und greifen daher zum schwarzen OnePlus 5. Eine Taktik, um die Gewinnmarge etwas zu steigern.

OnePlus 5: Kamera mit Stärken und Schwächen

Highlight ist für OnePlus die Kamera, die man sogar extra auf der Verpackung des OnePlus 5 bewirbt. Die Dual-Kamera steht im Fokus. Doch ist sie besser, als der Rest auf dem Markt? Finde ich jetzt nicht, kann ich aber auch komplett nicht beurteilen.

Ich sehe solche Urteile selbst bei „Experten“ kritisch. Die Kamera ist ebenbürtig mit der Kamera in anderen Flaggschiffen wie dem Galaxy S8 oder iPhone 7. Ein oder zwei Punkte mehr (oder weniger) im DxOMark sind da nicht entscheidend.

Die mobilen Kameras sind so gut geworden, dass ein Vergleich mittlerweile gar nicht mehr so leicht ist. Es ist ähnlich wie bei der Akkulaufzeit: Es kommt darauf an, was man damit macht. Ich hatte Situationen, in denen das OnePlus versagte, aber ich hatte auch sehr viele Situationen, in denen man mit dem Gerät gute Bilder machen konnte. Ich würde die Kamera als sehr gut, aber nicht als die beste bezeichnen.

Was mir bei der Dual-Kamera fehlt ist eine optische Bildstabilisierung, diese hätte dieser sonst guten Kamera wirklich noch gut getan. Die Kamera startet schnell und löst auch schnell aus, aber das fehlt dann doch.

Ein nettes Extra sind der Portraitmodus (dank der zweiten Kamera) und auch der Profimodus, der viele Einstellungsmöglichkeiten bietet. Hier kann man, man muss sich aber auch damit beschäftigen, viel aus der Kamera herausholen. In einem Test mache ich die Bilder aber immer mit den Auto-Einstellungen vom Gerät selbst.

OnePlus 5: Schnell, aber nicht kabellos aufladen

Kommen wir von der Kamera direkt zum Punkt Akku, den ich dort angesprochen habe. Super subjektiv, da keiner von euch das Gerät so nutzen wird wie ich. Aber, es gibt da bei mir so eine Regel: Ich muss an normalen Tagen gut über den Tag im Home-Office kommen. Das schafft das OnePlus 5 bei mir.

Ich hatte noch kein Smartphone, welches zwei volle Tage aushielt. Ein paar schaffen es in den zweiten Tag, sind dann aber spätestens am Vormittag durch. Die haben dann genug Akku für Tage, an denen man das Smartphone mehr nutzt. Hier muss man (ich) beim OnePlus 5 dann auf einen Zusatzakku zurück greifen, oder es eben (sofern man sich in der Nähe von einer befindet) an die Steckdose hängen.

Kabelloses Laden fehlt zwar, dafür gibt es schnelles Laden über USB Typ C und mit Dash Charge. Damit kann man einen großen Teil des 3300 mAh großen Akku in wenigen Minuten wieder aufladen. Schnelles Laden ist für mich eine gute Lösung und mittlerweile Pflicht bei Smartphones. Und das OnePlus 5 ist verdammt schnell, wenn man das mitgelieferte Zubehör dafür nutzt. Aber:

OnePlus nutzt nicht den von Google gewünschten Standard für schnelles Laden.

Was mir persönlich vollkommen egal, aber wohl für viele ein Thema ist: Es ist ein USB 2.0 und kein USB 3.0-Anschluss. Ich nutze diesen Anschluss so selten und übertrage auch keine großen Datenmengen, daher ist mir das nicht wichtig.

OnePlus 5: Android optisch gelungen, aber nicht aktuell

Für das Betriebssystem (OxygenOS, basiert auf Android 7.1.1 Nougat) gibt es Lob und Tadel zugleich. Auf der einen Seite finde ich die Oberfläche mit den eigenen Anpassungen von OnePlus schön, vielleicht sogar das beste Hersteller-UI auf dem Markt, auf der anderen Seite wären da die Sicherheitsupdates.

Das Testgerät kam mit dem Patch vom Mai an und hat in der Zeit zwei Updates miterlebt. Keines brachte das Gerät auf den Stand von Juli. Sowas kann ich nach einem Zeitraum von mehreren Monaten verstehen, aber nicht bei einem neuen Flaggschiff für über 500 Euro. Hier erwarte ich für die ersten Monate die aktuellste Version beim Android-Sicherheitspatch spätestens nach ein paar Tagen.

Mal schauen, wie OnePlus hier in Zukunft mit dem OnePlus 5 umgehen wird. Die Update-Politik hatte ja nicht nur gute Schlagzeilen. Doch OnePlus ist seit dem als Unternehmen gewachsen und hat neue Service-Mitarbeiter eingestellt. Man sollte dem also eine Chance geben. Zum Start kommt OnePlus aber nicht gut weg.

Das Betriebssystem ist für mich persönlich – ohne den Sicherheitsaspekt – dennoch ein Pluspunkt und Dinge wie der Lesemodus haben mir gut gefallen. Es ist schnell und wurde da ergänzt, wo es sinnvoll erscheint. Keine hässlichen Icons und keine überladenen Effekte. Reines Android ist besser, doch OxygenOS ist gut.

OnePlus 5: Was gibt es noch zu sagen?

  • Der haptische Vibrationsmotor funktioniert gut und ähnlich wie beim iPhone. Man bekommt mit einer leichten Vibration ein Feedback beim drücken des Home-Buttons, der nämlich kein physischer Button, sondern ein Touch-Button ist.
  • Für die Tasten links und rechts vom Home-Button benötigte ich eine Weile, da sie nur mit einem Punkt beleuchtet sind. Das lässt das Design schöner wirken, ist aber bei der Benutzung nicht unbedingt von Vorteil. Immerhin kann man die Funktion der Tasten (Zurück und Multitasking) tauschen.
  • Wo wir gerade bei Tasten sind: Der Alarm-Schieberegler ist ein Schalter, der eine nette Idee ist. Er ist auf der linken oberen Seite angebracht und man kann schnell zwischen drei Lautstärke-Modi wechseln. Zum Beispiel zwischen laut und lautlos. Da mein Handy nur auf lautlos ist, ist mir so eine Funktion aber egal. Ich lese aber immer wieder, dass es viele Fans von diesem Schalter gibt.
  • Das trifft auch auf die 3,5 mm Audiobuchse zu. Das OnePlus 5 hat eine solche und auch das freut anscheinend noch viele. Nutze ich schon seit Jahren nicht mehr.

  • Das OnePlus 5 ist nicht wasserdicht, was wirklich schade und im Jahr 2017 ein durchaus großer Kritikpunkt für mich ist. (Update: Es überlebt vielleicht bei einigen Personen für mehrere Minuten im Wasser, aber es besitzt keine IP-Zertifizierung und kann somit nicht als wasserdicht bezeichnet werden)
  • OnePlus hat das Display des OnePlus 3T hier um 180 Grad gedreht, was zu einem „Jelly Effekt“ führt. Den habe ich nur sehr leicht gesehen. Ich vermute sogar, dass er mir ohne die Berichte im Internet gar nicht im Test aufgefallen wäre. Wenn man ihn dann aber mal sieht, dann achtet man auch darauf. Es ist so ein kleines Detail, nicht gravierend, aber es trübt das Gesamtergebnis.
  • Was allerdings mehr stört: Die Audio-Aufnahme ist „falsch“ herum. Man muss das Gerät beim Filmen also mit dem Home-Button auf der linken Seite halten. Die meisten werden aber vermutlich gewohnt sein das Gerät anders herum zu halten. Ich filme jetzt nicht besonders viel, aber es ist dennoch ein Punkt, den ich erwähnt haben möchte. (Update: Fix kommt)
  • Das OnePlus 5 besitzt keine Stereo-Lautsprecher. Das ist hier besonders kritisch, da das Smartphone wie erwähnt den dicken Rand oben und unten besitzt. Der Sound ist zwar gerade so ok, aber eben auch nicht wirklich gut.

OnePlus 5: Das Fazit

Müsste ich es mit einem Wort ausdrücken: Solide.

Müssten es mehr Worte sein: OnePlus liefert hier ein gutes Smartphone, das mit der Konkurrenz mithalten kann. Allerdings nicht nur bei der Ausstattung, es ist auch preislich auf dem Niveau eines Galaxy S8 und Co angekommen. Zwar nicht bei der UVP, aber die anderen Modelle kosten im freien Handel weniger. Dort wird das OnePlus 5 noch nicht wirklich angeboten, daher wird der Preis stabil bleiben (so lange OnePlus das möchte, denn nur OnePlus kann Rabatt-Aktionen starten).

Machen wir es kurz: Man bekommt ein tolles Smartphone für den Preis, aber nicht das beste. Das gibt es nicht. Das OnePlus 5 ist in allen Punkten gut, aber hebt sich nicht ab. Sei es bei der Kamera, dem Display, beim Betriebssystem, dem Akku, oder anderen Punkten. Man bekommt eine gute Ausstattung für einen guten Preis. Das klingt, wenn man bedenkt wie aggressiv OnePlus mal war, fast schon langweilig.

Doch langweilig ist in diesem Fall nicht schlecht, denn auch wenn es keine großen Highlights gibt, so gibt es eben auch keine großen Fehler beim OnePlus 5.

Der Flaggschiff-Sommer 2017 bietet für Android-Nutzer eine gute Auswahl. Es gibt viele gute Geräte mit vielen Vor- und Nachteilen. Auch das OnePlus 5 macht hier keine Ausnahme und reiht sich brav in diese Reihe mit ein. Die Zeiten, in denen man mit viel Wirbel den „großen Herstellern“ etwas Angst machen wollte sind vorbei.

Ich persönlich würde nicht zum OnePlus 5 greifen, da beispielsweise ein Galaxy S8 ein für mich besseres Paket bietet. Das kann bei euch aber schon wieder ganz anders aussehen. Wenn euch die Nachteile nicht stören und das OnePlus 5 die meisten Vorteile für euch bietet, dann bekommt ihr hier ein gutes Smartphone. Daher kann ich durchaus eine Kaufempfehlung aussprechen.

Solange OnePlus allerdings keine Bemühungen anstrebt, um bei den Online Shops und Netzbetreibern gelistet zu sein, wird es auch ein Nischenprodukt bleiben.

OnePlus 5: Pro und Contra

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Das Testgerät wurde uns von OnePlus für den Testbericht zur Verfügung gestellt. Alle technischen Details zum Gerät findet ihr auf der Webseite des Herstellers.

Wertung des Autors

Oliver Schwuchow bewertet OnePlus 5 mit 4.0 von 5 Punkten.


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