Heute wird das Nothing Phone 1 vorgestellt, bei dem Carl Pei eindrucksvoll zeigt, wie er erneut einen Hype aufbauen kann. Dabei ist das Nothing Phone 1 am Ende ein ganz gewöhnliches Smartphone, welches sich mit nur einer Sache abhebt.
Die Rückseite besitzt LEDs, die auch im ersten Hands-On im Fokus standen, was man gesteuert hat. Preislich ist es zwar ein attraktives Modell, das wissen wir seit dem Eintrag bei Amazon, aber die Spezifikationen sind eben nur Durchschnitt.
Aktuell macht die Firmware die Runde und das ist eine gute Gelegenheit, um uns vor dem Event mit den Details zu beschäftigen. Details, die Nothing heute so sicher nicht kommunizieren möchte, da sie nicht das Bild des Marketings erfüllen.
Nothing Phone 1: Ein paar interessante Details
- Nothing nutzt den älteren Snapdragon 778G, allerdings als Plus-Version mit Qi, die speziell für Nothing entwickelt wurde. Kein schlechter Chip, ganz und gar nicht, aber so kurz vor dem Snapdragon 7 Gen 1 eben ein alter Chip. Und der Snapdragon 7 Gen 1 ist außerdem auch mal wieder ein recht großer Sprung.
- Das könnte sich langfristig auch beim Support bemerkbar machen, denn es gibt Android 12 zum Release, aber mehr als Android 14 wird nicht möglich sein. Zwei große Android-Updates sind also drin, was in der heutigen Zeit eher mager ist. Mal schauen, wie es Nothing mit Sicherheitsupdates hält. Die Update-Politik war bisher jedenfalls kein Thema und jetzt wisst ihr auch warum.
- Bei der Hauptkamera setzt man auf den Sony IMX766, einen Sensor, den man so in der Mittelklasse bei Realme und Co. findet. Ein solider Sensor mit 50 Megapixel, aber Standard-Mittelklasse-Ware. Mal schauen, ob man mit Software mehr herausholt, aber sowas wäre eben auch recht teuer.
- Der zweite Sensor ist der Samsung JN1, den Samsung bei Einsteiger-Modellen der A-Reihe nutzt. Kann ausreichen, aber wird jetzt auch nicht begeistern.
- Eine dritte Kamera gibt es nicht, die in der heutigen Zeit beliebte Kombination aus Normal, Ultraweit und Zoom ist also nicht vorhanden.
- Nothing setzt auf OLED und 120 Hz, hat aber nicht bei Samsung eingekauft, sondern bei Visionox. Das Panel „rm692e5“ wird sicher solide sein, aber wer die Szene kennt, der weiß, dass Samsung Display hier ungeschlagen ist.
- Es gibt einen Fingerabdrucksensor unter dem Display und es wird auch Face Unlock geben, da hat Nothing die Technik bei ArcSoft eingekauft. Ein einzige Frontkamera (Sony IMX471) ist nicht unbedingt die sicherste Methode zum Entsperren, die Kamera ist aber okay für eine Frontkamera.
- Eine IP-Zertifizierung ist nicht geplant.
Nothing Phone 1: Was bedeutet das?
Für um die 500 Euro (je nach Version) ist das eine solide Ausstattung, aber es ist auch keine besondere Ausstattung. Nothing legt den Fokus daher sehr stark auf das Design und die neue LED-Rückseite, um ein bisschen davon abzulenken.
Beim ersten Hype (OnePlus) hat Carl Pei den Fokus voll auf Hardware gelegt, beim zweiten Hype (Nord) auf ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und beim dritten Hype (Nothing) will er das Gerät vor allem über das eigene Design vermarkten.
Das muss nicht schlecht sein, ich mag das kantige Design des iPhone 12 oder 13 und finde das auch hier ansprechend. Doch es ist nicht alles, Dinge wie Kamera, Update-Politik und Co. sind wichtiger und das sind leider nicht die Highlights.
Am Ende erinnert mich das Nothing Phone 1 an die Mittelklasse von Realme, Oppo und Co. und Carl Pei kommt ja auch von BBK, er wird sicher die gleichen Kontakte haben. Er hat es aber geschafft, mit ein paar Lichtern auf der Rückseite einen Hype zu erzeugen. Das Nothing Phone 1 wirkt anders, ist aber am Ende nur Einheitsbrei.
Es sei denn, LEDs auf der Rückseite sind genau euer Ding. Die Idee finde ich auch ganz nett, allerdings liegt mein Smartphone immer auf der Rückseite, daher bin ich mir auch nicht wirklich sicher, ob man mit so einem Feature die Masse abholt.
Ist das Nothing Phone 1 also nichts als heiße Luft? Das kann ich derzeit noch nicht beurteilen, aber die kommenden Tage und Wochen werden zeigen, ob Carl Pei die Strategie, die er bei BBK gelernt hat, mit einer eigenen Marke wiederholen kann.