Kommentar: Oppo und OnePlus am Ende nur Einheitsbrei?

Oneplus 10 Oppo Find X5 Pro Header

Als OnePlus an den Start ging, da waren viele (inklusive mir) vom Marketing aus China geblendet. Ein kleines Startup, was es mit Samsung, Apple und HTC (kennt ihr noch?) aufnehmen möchte. Doch dann wurde ziemlich schnell klar: Ist nicht so.

BBK als weltweite Nummer 1

Hinter OnePlus steckte von Anfang an BBK, die mittlerweile mit OnePlus, Oppo, Vivo und Realme (je nach Analyse) die weltweite Nummer 1 vor Samsung sind. Und schon damals war BBK Electronics gigantisch und alles andere als ein Startup.

Von Anfang an konnte OnePlus das Wissen und die Technologie von Oppo nutzen und von Anfang an bekam man auch die Preise im Einkauf, die sich so kein Startup leisten kann. Daher war man auch direkt ein sehr günstiger „Flaggschiff-Killer“.

Mit der Zeit wurde OnePlus bekannt und Mainstream und mit der neuen Nord-Reihe sogar recht erfolgreich in gewissen Märkten wie Indien. Die Nähe zu Oppo war kein großes Geheimnis mehr und die zwei Marken passten sich immer weiter an.

OnePlus und Oppo als Einheit

Dann ging es ganz schnell: Pete Lau übernahm 2020 die drei Marken (Vivo wird komischerweise immer noch als unabhängig vermarktet), dann bündelten OnePlus und Oppo die R&D-Kräfte, dann wechselte OnePlus zu ColorOS von Oppo (wurde bei uns abgesagt) und seit Sommer 2021 ist OnePlus offiziell ein Teil von Oppo.

Und das spürt man mehr denn je, das habe ich beim Test des OnePlus 10 Pro vor ein paar Tagen festgestellt. Es fühlt sich meistens 1:1 wie das Oppo Find X5 Pro an.

Überraschung: Im zweiten Halbjahr sollen ein Oppo Find X5 Pro+ und ein OnePlus 10 Ultra mit besserer Hardware wie Snapdragon 8 Gen 1+ und Periskop-Kamera kommen. Und ich wette, dass das wieder fast die exakt gleiche Hardware ist.

Zwei neue Flaggschiffe im Vergleich

Doch wie unterscheiden sind OnePlus und Oppo derzeit überhaupt? Beide haben ein 6,7 Zoll großes AMOLED-Display mit 120 Hz und die 2. Generation der LTPO-Technologie von Samsung. Beide haben den Snapdragon 8 Gen 1. Beide haben einen Akku mit 5.000 mAh. Beide haben bis zu 12 GB RAM. Beide haben…

Ihr könnt euch denken, wohin das führt. OnePlus hat in diesem Jahr aber auf die IP-Zertifizierung verzichtet, verbaut die schlechtere Ultraweitwinkel-Kamera und es gibt keinen Imaging-Chip für die Hauptkamera (die bei Oppo minimal besser ist).

Den Unterschied spürt man aber selbst im direkten Vergleich nicht wirklich, selbst bei der Hauptkamera muss man das richtige Szenario finden und das dann am PC mit 4K-Auflösung vergleichen. Und auch bei der Update-Politik gibt es mit 3 großen Updates und 4 Jahren für die Sicherheit die exakt gleiche Qualität bei beiden.

Man muss also entweder die Optik von ColorOS mögen oder wirklich verdammt viel Wert auf eine minimal bessere Kamera legen, damit man 300 Euro mehr für ein Oppo Find X5 Pro bezahlt. Und falls euch 128 GB Speicher reichen, dann sind es sogar 400 Euro Unterschied, denn diese Option gibt es bei Oppo gar nicht.

Ist das nur noch Einheitsbrei?

Also ja, die beiden Marken sind mittlerweile durchaus „Einheitsbrei“. Das klingt jetzt vielleicht etwas negativ, aber es ist nicht ungewöhnlich in der Branche. Haben wir alles schon mit Huawei/Honor, Xiaomi/Redmi/Poco und Co. erlebt. Eine andere Optik und ein angepasstes Marketing sorgen hier und da für eine neue Zielgruppe.

Theoretisch könnte man OnePlus aber streichen und einfach die Nord-Reihe als Mittelklasse auskoppeln. Und ich wette, dass so ein Plan intern existiert und immer wieder diskutiert wird. Bei Realme ist man diesen Weg gegangen und erfolgreich.

Warum macht BBK das alles?

Am Ende zählt nur eins: Wenn sich ein Kunde gegen das Oppo Find X5 Pro beim Kauf entscheidet, dann soll er ein OnePlus 10 Pro kaufen. Und wenn das nicht passt, dann ist ein Realme GT2 Pro da. Und falls das nicht passt, dann begegnet einem vielleicht ein Modell von Vivo. Und man denkt, dass man eine Auswahl hat.

Das ist auch gar nicht verwerflich, Apple verkauft euch auch ein altes iPhone 6 mit aktueller Hardware unter der Haube (die günstiger im Einkauf ist) für über 500 Euro. Wer heutzutage erfolgreich sein will, der benötigt ein sehr breites Portfolio.

Smartphones sind ausgereift und die Nachfrage rückläufig, da muss jede große Marke schauen, dass sie alle Kategorien besetzt, um die Kunden noch abzuholen.

Kommt OnePlus unter die Räder?

Die einzige Sache, die ich persönlich schade finde: OnePlus leidet gerade unter dieser Entwicklung bei BBK. Die Nord-Modelle stehen im Fokus, Realme geht gut ab und Oppo ist jetzt auch in Europa für Highend da. Da streicht man mal eben so essenzielle Dinge wie eine IP-Zertifizierung und verfällt wieder in alte Muster.

Das OnePlus 10 Pro ist ein sehr gutes Smartphone für diesen Preis, aber das war auch schon das OnePlus 9 Pro. Ich würde sogar eher zum OnePlus 9 Pro raten, da man das gerne mal 200 Euro günstiger bekommt und ihr Dinge wie LTPO 2.0, die „bessere“ Kamera oder den Snapdragon 8 Gen 1 nicht sehen und spüren werdet.

Das Oppo Find X5 Pro ist der neue Star am Himmel und bekommt daher auch vor OnePlus den eigenen Imaging-Chip. Das wäre mit jetzt keine 400 Euro Aufpreis wert, aber es sind solche Kleinigkeiten, mit denen man sich im Jahr 2022 abhebt.

Mal schauen, wie es mit OnePlus weitergeht. Die Nord-Reihe hat mit Sicherheit eine gute Zukunft, da sie in einem so extrem großen Markt wie Indien (und selbst bei uns) läuft. Doch die Highend-Modelle? Da gab es in diesem Jahr nur ein Modell (kein normales OnePlus 10) und da gab es Fortschritte, aber auch Rückschritte.

Falls das OnePlus 10 Ultra, oder wie auch immer es heißen mag, nicht einschlägt (was eben von BBK abhängt, sie könnten die Aufmerksamkeit auch dem Oppo Find X5 Pro+ spendieren), wird man sicher über das Ende diskutieren. Oder es kommt nur noch so nebenbei ein „liebloser“ Ableger von Oppo pro Jahr auf den Markt.

So fühlt sich das OnePlus 10 Pro ehrlich gesagt an.

Wie geht es mit den Marken weiter?

Wie hieß es bei OnePlus am Anfang? Never Settle. Nun, BBK hat sich jetzt doch dazu entschieden, dass man diesen Slogan nicht weiter verfolgt. Seit einer Weile sieht man bei US-Reviews daher gerne den Zusatz: They Settled. Und das ist so.

Oppo hat 2019 eine Europazentrale in Deutschland eröffnet und nach einer kleinen Aufwärmphase ist jetzt klar, dass Oppo und nicht OnePlus das Zugpferd ist. Das ehemalige „Startup“ hat nur den Grundstein für BBK in Europa gelegt, jetzt greift man mit den „Hauptmarken“ an. Nur bei Vivo hält man sich doch etwas zurück.

Da feierte man 2020 den Start in Deutschland, doch wenn man bedenkt, dass Vivo weltweit in den letzten Jahren teilweise noch größer als Oppo war, dann ist das doch sehr zurückhaltend. Vielleicht hat man auch einfach gelernt, dass Oppo, die Nord-Reihe von OnePlus und Realme als Marken in Europa komplett ausreichen.

Was ich euch damit sagen will? Ich habe sehr viel Enttäuschung rund um OnePlus die Tage gelesen. Hofft aber nicht, dass sich das jetzt wieder ändert. Ich gehe eher davon aus, dass es beim „Einheitsbrei“ bleibt und BBK schaut, welche Marke am Ende erfolgreicher ist. Und da würde ich mittlerweile doch eher auf Oppo tippen.

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