Der Frust beim Videospielkauf wächst – ein persönlicher Bericht


Ich bin ein leidenschaftlicher Gamer und bin in einer Zeit aufgewachsen, in der der Gang in die Stadt zum Kaufen eines Game für einen Handheld oder Heimkonsole eine Selbstverständlichkeit war. Als Kind war der Kauf von verschiedenen Cartridges für meinen Game Boy Advance bei Elektrohändlern oder in Kaufhäusern wie Galeria Kaufhof immer ein Erlebnis.
Ich erinnere mich noch gut an das Regal voller Verpackungen mit den Boxarts und an die Vorfreude auf der Heimfahrt. Vor allem das Einstecken des Moduls in den Handheld und das tagelange Durchspielen sind mir im Gedächtnis geblieben.
Die PlayStation Portable gehört ebenfalls zu den Handhelds, die mich bei ihrer Veröffentlichung ins Staunen gebracht hat. Als ich die Ridge Racer-UMD erstmals in die PSP eingelegt hatte, war ich wirklich erstaunt, als ich eine PS2-ähnliche Grafik erleben durfte – ich hätte nie gedacht, dass das möglich wäre. Der Handheld aus dem Hause Sony begeisterte mich viele Jahre lang, und auch heute noch weiß er mich zu überzeugen.
Zeiten ändern sich – auch beim Kauf von Videospielen
Doch die Zeiten und die Technik haben sich geändert: Ein Handheld ist heute deutlich leistungsfähiger und es können sogar Games wie The Last of Us, Elden Ring oder Cyberpunk 2077 auch mobil gespielt werden. Man konnte sich das damals schwer vorstellen. Das hat allerdings auch das Kaufverhalten vieler Personen geändert – allerdings nicht bezüglich der Geräte, sondern hinsichtlich der Games.
Denn der Gang in den Laden und der darauffolgende Kauf einer Box-Verpackung mit einem Spielmodul/Cartridge oder einer Disk ist heute eher die Ausnahme. Der Kauf der digitalen Version auf den jeweiligen Online-Plattformen wird immer üblicher und ist auf verschiedenen Plattformen bereits die Norm – und dieser Trend setzt sich immer weiter fort.
Kann sich noch jemand an die alten Boxen von PC-Spielen erinnern? Anno 1602? FIFA 98? Die Steam-Plattform hat das Kaufverhalten grundlegend verändert und den digitalen Vertrieb als Standard für die PC-Plattform eingeführt. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass es zu einer Rückkehr in alte Zeiten kommt. Dann müssten PC Blu-ray-Diskreader ja wieder in Mode kommen, was ich mir allerdings kaum vorstellen kann.
Eines vorweg: Ich bin ein absoluter Fan von physikalischen Einzelhandelsversionen und bevorzuge bei jeder Gelegenheit die Version, die ich mir auch ins Regal stellen kann. Grund? Eigentlich nur, weil es „schon immer so war”. Und weil das Game praktischerweise in meiner Hand war, „besaß“ ich das Game wortwörtlich. Ich gebe aber auch zu: Ein volles Regal voller Games sieht auch hübsch aus.
Der Kauf von Videospielen wird aber für mich jedoch zunehmend „problematisch“, und das aus mehreren Gründen. Zunächst aber erst einmal ein Lob: Ich möchte das japanische Unternehmen Nintendo und seinen äußerst erfolgreichen Handheld Nintendo Switch loben.
Zwar existiert mit dem Nintendo eShop eine digitale Verkaufsstrategie, jedoch werden sämtliche First Party-Games, also Games direkt aus dem Hause Nintendo bzw. das Unternehmen agiert als Publisher, nahezu immer mit einer Einzelhandelsversion auf den Markt gebracht.
Schaut man beispielsweise bei Media Markt oder Saturn nach, sieht man Regal um Regal voller Games für die Nintendo Switch-Plattform. Das kann man von der Xbox-Plattform von Microsoft in den letzten Jahren beispielsweise nicht behaupten: Hier sind diverse Spiele wie Senua’s Saga: Hellblade II nur als digitale Version erschienen.
Weitere werden wohl folgen, wofür die Xbox-Strategie „This Is A Xbox“ spricht – die Vision von Microsoft dahinter: Alle Xbox-brandeten Geräte unterstützen die digitale Version von Xbox-Games, was einen klaren Mehrwert gegenüber einer Disk darstellt.
Die Zukunft ist digital – und das ist eine Tatsache
Microsoft bezeichnet es als „Xbox Play Anywhere” und ermöglicht das Zocken von Games ohne zusätzliche Kosten auf PC und Xbox-Konsole. Selbstverständlich ist dies auch auf allen neuen, modernen Handhelds wie dem Lenovo Legion Go, dem MSI Claw sowie den beiden neuen kommenden Handhelds ROG Ally und ROG Ally X von Microsoft möglich.
Bedingung ist der Zugang zur Xbox Client-Plattform, was dank der Windows-Plattform sehr effektiv gefördert wird. Läuft auf dem Handheld also Windows, hat man automatisch Zugriff auf die Plattform und die Funktionen von Xbox Play Anywhere – und schon lassen sich die Spiele sowohl auf der heimischen Xbox als auch mobil auf dem Legion Go und Co. zocken.
Und eine weitere gute Nachricht: Bei Xbox Play Anywhere entstehen keine zusätzlichen Kosten. Ich verstehe also durchaus, warum der digitale Vertrieb bei der Xbox-Plattform besonders hoch ist und von Microsoft aktiv ohne viel Aufsehen gefördert wird. Der Kauf einer Disk bietet diesen Mehrwert nicht.
Hinsichtlich dieser Thematik sieht es bei der Plattform der PlayStation 5 (Pro) grundsätzlich besser aus. Allerdings kommen beide Konsolen zumindest wahlweise ohne integriertes Laufwerk, welches separat gekauft werden muss. Somit ist der erste Schritt meiner Meinung nach einer Digital Only-Umsetzung wohl gelegt.
Bei der offiziellen Vorstellung der PlayStation 5 waren am Ende doch viele überrascht, dass Sony ein Modell ohne Laufwerk gezeigt hatte, was viele nicht erwartet hatten. Mit dem optionalen Laufwerk können allerdings (noch) auch Fans der Disk-Version weiterhin bedient werden. Langfristig konzentriert man sich meiner Meinung nach jedoch bereits auf die neue Produktstrategie.
Dieser Schritt könnte bei der PlayStation 6 und dem dazugehörigen Handheld vollzogen werden, wobei insbesondere beim Handheld die Chance steigt, dass es sich um einen vollwertigen Digital Only-Gerät handelt. Bislang ist jedoch noch nichts bestätigt. Bis die PlayStation 6 und der angebliche Sony-Handheld fester Bestandteil der Tagesnachrichten sind, wird noch einige Zeit vergehen.
Der Einzelhandel hat aktuell noch eine gute Auswahl an Disk-Versionen von Games für die PlayStation 5 im Sortiment. Auch bei Ankündigungen fällt immer wieder auf, dass es eine Switch- und eine PlayStation-Version gibt, eine Xbox-Version jedoch meistens fehlt.
Die Zukunft wird zeigen, welcher Hersteller den Vertrieb von Handelsversion komplett aufgeben wird, wobei es sich dabei um eine Entscheidung handelt, die nicht von heute auf morgen getroffen werden kann. Wie bereits erwähnt, ist Microsoft hier weit vorne, während Nintendo und Sony noch zögern. Letztere spielen wohl eher auf Zeit und planen nach und nach erste Maßnahmen für den Umstieg.
Während also die Weichen für eine Digital Only-Zukunft gestellt sind, stellt sich mir eine weitere Problematik, die in den letzten Jahren bedauerlicherweise immer mehr an Einfluss gewinnt und in Zukunft für massive Probleme sorgen kann, sofern man wie mich weiterhin physische Einzelhandelsversionen bevorzugt.
Es gibt zwei Probleme, die nicht Hand in Hand gehen, sondern unabhängig voneinander sind und doch irgendwie miteinander verbunden sind beziehungsweise voneinander profitieren. Es geht um fehlerhafte Spielversionen, die auf den Markt gebracht werden und erst durch Updates und Patches spielbar gemacht werden müssen.
Cyberpunk 2077 und seine Veröffentlichung – Eine Katastrophe
Ein bekanntes Beispiel für eine unfertige Veröffentlichung ist Cyberpunk 2077 von CD Projekt RED. Das Spiel sorgte in den letzten Jahren für viel Aufsehen: Anfangs von technischen Problemen geplagt, folgten aberdutzende Updates und mit „Phantom Liberty” schlussendlich eine sehr gelungene Erweiterung – die ARD hat dazu sogar eine Doku veröffentlicht.
Cyberpunk 2077 ist nur ein Beispiel von vielen, wenn auch aus heutiger Sicht ein sehr positives. Das Spiel ist heute mehr als grandios und für den Videospiel-Liebhaber ein absolutes Muss, das er sich nicht entgehen lassen sollte – auch für die kürzlich veröffentlichte Nintendo Switch 2 wurde eine entsprechende Umsetzung bereitgestellt.
In den Jahren zuvor gab es jedoch auch Beispiele für unfertige Games, bei denen Publisher und Entwicklerstudio die Fans im Stich gelassen haben. Vergleicht man die Veröffentlichungsversion der Xbox- und PlayStation-Version mit der nachfolgend veröffentlichten Ultimate Edition, so sind das zwei vollkommen verschiedene Versionen mit einem gewaltigen Unterschied wie Tag und Nacht.
Damals hätte man die Fans und das Spiel Cyberpunk 2077 im Stich lassen und das Kapital damit für immer schließen können – das Game soll aber als „sehr gutes Spiel“ in Erinnerung bleiben.
Die Ultimate Edition enthält neben dem Hauptspiel auch die Erweiterung Phantom Liberty sowie alle Inhalte, darunter das umfangreiche Update 2.0 und alle kostenlosen DLCs. Laut dem Entwicklerstudio CD Projekt RED stellt sie die „endgültige Version des Sci-Fi-Rollenspiels“ dar.
Und genau hier liegen der Knackpunkt: Wenn man heute noch die Veröffentlichungsversion vom Dezember 2020 auf Disk besitzt, kann man sich die zahlreichen Verbesserungen, Fehlerbehebungen und Bugfixes zwar per kostenlosen Updates und Patches herunterladen und das Spiel in vollen Zügen genießen.
Wenn in ferner Zukunft aber die Möglichkeit und der Zugriff auf die Updates und Patches nicht mehr möglich sind, bleibt man im Beispiel von Cyberpunk 2077 auf eine unfertige und zugleich „kaputte” Version sitzen – sofern man bei der Veröffentlichung zugegriffen hat.
Denn die Versionen für PlayStation 4 und Xbox One waren so unspielbar, dass Sony das Game kurz nach der Veröffentlichung aus dem PlayStation Store entfernte. Erst ein halbes Jahr später war die digitale Version wieder erhältlich. Ich weiß nicht, wann genau der Zugriff nicht mehr auf die vielen Updates und Patches möglich ist. Auf diese Frage kann ich natürlich keine Antwort geben. Fragt euch aber selbst: Wird uns das Entwicklerstudio CD Projekt RED auch in 10, 15 oder 30 Jahren noch Zugriff gewähren?
Die erst viel später veröffentlichte Ultimate Edition behebt zwar einen (großen) Teil der Problematik: Die Version auf der Xbox-Disk basiert beispielsweise auf dem Versionsstand 2.0 und enthält somit viele Tausend Verbesserungen in Form von Fehlerbehebungen.
Danach wurden jedoch die Updates 2.02, 2.1, 2.11, 2.20 und 2.21 veröffentlicht, die sich nicht auf der Xbox-Disk befinden – und diese Updates sind nicht gerade klein und ohne Bedeutung. Auch Version 2.3 steht bereits in den Startlöchern und wird weiteren neuen Content sowie selbstverständlich weitere Fehlerbehebungen mit sich bringen.
Wer das Game zum Veröffentlichungsstart auf Disk gekauft hat, wird es sehr wahrscheinlich nicht noch einmal kaufen, nur um eine neuere Version des Game im Disk-Format zu erhalten. Wer übrigens sich die Release Notes aller Updates und Patches durchlesen will, kann das hier tun, wobei man aber gewarnt sein sollte, dass man viel Zeit braucht, um alle Details einmal gelesen zu haben. Es ist aber wahrhaftig durchaus eine interessante Lektüre, die einen in ihren Bann zieht.
Updates, Updates und noch mehr Updates
Ein anderes ziemlich bekanntes, recht neues Beispiel, das sogar ein weiteres Problem mit sich bringt, ist S.T.A.L.K.E.R. 2: Heart of Chornobyl, das exklusiv für Xbox und PC erschienene Game des ukrainischen Entwicklerstudios GSC Game World.
Das Spiel ist zirka 150 GB groß, die im Einzelhandel verkaufte Xbox-Disk umfasst jedoch nur zirka 50 GB Daten. Somit ist nach dem Einlegen der Disk ein obligatorischer Download erforderlich, ohne den sich das Game gar nicht erst starten lässt. Zudem ist die Spielversion ziemlich unfertig erschienen.
Die Updates 1.0.1 und 1.0.2 (später auch 1.0.3) umfassen 650 Fehlerkorrekturen, Update 1.1 sogar unglaubliche 1.800. Update 1.2 und 1.2.1 umfassen über 1.700 Bugfixes und diverse Anpassungen. Diesem Muster entsprechen auch das Update 1.3 und das kürzlich veröffentlichte Update mit der Versionsnummer 1.5.
Das für die Spielreihe typische Feature „A-Life” wurde erst mit dem letzten Update in das Spiel integriert beziehungsweise in einen spielbaren Kontext gebracht. Aufgrund von Problemen mit Fehlern und der Performance wurde es bei der Veröffentlichung jedoch teilweise deaktiviert. Mit dem Update 1.5 wird das Feature nun vollständig ausgerollt.
Und damit nicht genug: Das Entwicklerstudio GSC Game World will das Spiel weiterhin unterstützen. Versteht mich nicht falsch: Das darf natürlich nicht als negativer Punkt genannt werden, denn es ist schließlich positiv, dass das Entwicklerstudio das Game verbessern will.
Für Disk-Käufer resultieren daraus jedoch gleich zwei Probleme: Einerseits gibt es unzählige Verbesserungen und Fehlerkorrekturen, die mit den Updates erschienen sind, andererseits ist die Disk fast schon unnötig, da sie ohne den zusätzlichen Download des fehlenden Spielteils nutzlos ist. Der Mehrwert gegenüber der digitalen Version, abgesehen vom Verkauf der Disk auf dem Gebrauchtmarkt, ist also sehr gering.
Entscheidet sich das Entwicklerstudio GSC Game World in 20, 25 oder 30 Jahren oder auch später dafür, den Zugriff auf den Download der Updates und Patches nicht mehr zur Verfügung zu stellen, hat man keinerlei Möglichkeit, das Spiel zu spielen – zumindest nicht auf legalem Wege. Ohne den zusätzlichen Download ist das Spiel, wie bereits erwähnt, gar nicht erst startbar.
Auch das kürzlich veröffentlichte Spiel Indiana Jones und der Große Kreis (Originaltitel: Indiana Jones and the Great Circle) hat ein ähnliches Problem: Kauft man die physische Handelsversion für die PlayStation 5 und legt die Disk in die Konsole ein, wird die Spielversion 1.00 angezeigt (inzwischen wurden mehrere recht umfangreiche Updates zum Spiel veröffentlicht), für die ein obligatorisches Update erforderlich ist, um das Spiel überhaupt starten zu können.
Die Disk ist lediglich mit 20 GB Daten belegt, das Spiel selbst ist ca. 87 GB groß, ohne die zusätzlichen „Higher Resolution Textures“-Dateien, die optional auf der Xbox-Konsole installierbar sind und ca. 45 GB groß sind. Microsoft hat sich bewusst für die preisgünstigste Blu-ray-Disk-Kapazität entschieden, um die Produktionskosten zu senken und den Käufern die digitale Spielversion aufzuzwingen.
Stellt euch vor, die Indiana Jones-Lizenz läuft in ferner Zukunft ab – die digitale Version wäre ebenfalls völlig wertlos. Ein weiteres Beispiel für #PhysicalFraud (Verwendung frei verwendbar und wünschenswert) ist der neue DOOM-Ableger mit dem Zusatztitel „The Dark Ages”.
Ich zitiere aus meinem veröffentlichten Beitrag vom Mitte Mai: Wer denkt, er könne die physische Handelsversion kaufen und direkt loslegen, liegt leider falsch. Auf der Blu-ray Disk befindet sich nicht das Spiel selbst, sondern lediglich eine zirka 300 MB beziehungsweise 85 MB große „Dateimasse”, die höchstwahrscheinlich für die Lizenzüberprüfung genutzt wird.
Ohne Internetanschluss und das darauffolgende Herunterladen des gesamten Spiels kann DOOM: The Dark Ages weder auf der PlayStation noch auf der Xbox gestartet werden. Ich halte die psychische Einzelhandelsversion daher für eine Mogelpackung. Und das, obwohl das Spiel durchaus sehr gut ist und mein Redaktionskollege Oliver es als „wilder Höllenritt“ bezeichnet.
Kennt noch jemand das „Seal of Quality” von Nintendo?
Eine solche Entwicklung ist leider auch bei der Nintendo Switch-Plattform zu beobachten, wenn auch nicht so extrem wie bei den Beispielen Cyberpunk 2077 oder S.T.A.L.K.E.R. 2: Heart of Chornobyl. Denn auch Games für diese Plattform bleiben von der Update-Thematik nicht verschont.
Einige unfertige Games sind auf den Markt gekommen, die vom Entwicklerstudio und Nintendo selbst (gründlich) überarbeitet werden mussten. Vor etwa einem Jahr habe ich mir die Nintendo Switch OLED gekauft. Daher ist der Nachholbedarf bei den Games der Plattform ziemlich groß, auch wenn die Nintendo Switch 2 bereits auf dem Markt ist.
Wenn man sich beispielsweise Anfang November letzten Jahres Mario & Luigi: Brothership gekauft hat, befand sich auf dem Spielmodul die Version 1.0 des Spiels. Knapp vier Monate nach der Veröffentlichung wurde ein Update mit der Versionsnummer 1.0.1 zur Verfügung gestellt, das unter anderem einen Fehler behob, der bisher den Spielfortschritt verhinderte.
Es ist sehr ärgerlich, wenn man in ferner Zukunft nicht mehr auf das Update zugreifen kann und das Spiel somit nicht mehr beenden kann. Das gleiche Problem gab es auch beim Spiel Super Mario RPG: Das Update 1.0.1 behebt einen Fehler, der bisher dazu geführt hat, dass man in der Sektion „Monstro Town“ nicht mehr weiterspielen konnte.
Pokémon ist ein riesiges Franchise, dessen Spiele bei Erscheinen stets große Verkaufserfolge sind. Auch die Pokémon-Spiele Karmesin und Purpur bildeten da keine Ausnahme und verkauften sich in den ersten drei Tagen mehr als zehn Millionen Mal. Und das, obwohl beide Spiele unter erheblichen technischen Problemen wie Performance-Einbrüchen, starken Rucklern in vielen Teilen der Open World und Dutzenden von Grafikfehlern litten.
Zwar haben Nintendo und das Entwicklerstudio Game Freak zwischen Anfang November 2022 und Ende Januar 2024 einige Updates mit den Versionen 1.0.1, 1.1.0, 1.2.0, 1.3.0, 1.3.1, 1.3.2, 2.0.1, 2.0.2, 3.0.0 und 3.0.1 (Update 4.0 dient hauptsächlich zur Unterstützung der Nintendo Switch 2) veröffentlicht, um die gröbsten Fehler zu beheben, aber Karmesin und Purpur sind bis heute nicht ganz fehlerfrei.
Auch der neueste Teil der Zelda-Spieleserie mit dem Titel The Legend of Zelda: Echoes of Wisdom blieb davon nicht verschont: Eine Woche und knapp einen Monat nach der Veröffentlichung folgten jeweils zwei Updates, die einige Fehler behoben.
Ein weiteres Beispiel ist Paper Mario: Die Legende vom Äonentor, ein Remake des ursprünglich für den Nintendo GameCube erschienenen Rollenspiels. Das veröffentlichte Update 1.0.1 ist ziemlich umfangreich und behebt Probleme, die dazu führten, dass die Steuerung möglicherweise nicht mehr wie vorgesehen funktionierte, nachdem ein Gegner im Feld mit einem Hammer geschlagen wurde.
Außerdem wurde ein selten auftretendes Problem behoben, durch das die Steuerung nicht mehr richtig reagierte, sowie Textprobleme für Englisch, Französisch, Deutsch, Italienisch und Koreanisch.
All diese Beispiele haben eine gemeinsame Grundlage: Das Spiel wird entwickelt und das Veröffentlichungsdatum muss eingehalten werden. Umfangreichere Testphasen fallen aus oder werden nicht gründlich genug durchgeführt, sodass Bugs im Spiel nicht auffallen und erst von den Käufern bemerkt werden. Dann veröffentlicht der Hersteller ein Update oder mehrere nach der Veröffentlichung für das Game und alle sind glücklich.
Doch in den letzten Jahren hat sich das Problem intensiviert, denn durch immer höher steigende Entwicklungskosten und zu eng eingeplante Budgeteinplanungen wird das Spiel, egal ob fertig oder nicht, auf den Markt gebracht. Die Kultur der Nachbesserung gilt heutzutage als selbstverständlich. Ich vermute, dass diese in sehr vielen Fällen bereits bei der Entwicklung eingeplant ist, sodass das Spiel nach der Veröffentlichung erst zu Ende entwickelt wird.
Unerklärliche Veröffentlichungspolitik
Besonders ärgerlich und für mich auch total unerklärlich ist es, wenn das jeweilige Spiel zunächst in digitaler Form erscheint, später einige Updates zur Fehlerbeseitigung spendiert bekommt – was meiner Meinung nach immer eine gute Sache ist – und neue Inhalte erhält
Nach einiger Zeit folgt dann eine physikalische Einzelhandelsversion, die jedoch ohne die Update-Version daherkommt, d.h. das Update ist nicht in das Spielmodul integriert. Ausgeliefert wird also eine Art Version 1.0 und das Update 1.1 muss schließlich separat heruntergeladen werden, obwohl die Handelsversion erst später folgt.
Genau das ist bei der Gothic Bundle-Version mit dem Titel Gothic Classic: Khorinis Saga passiert. Schon beim Erscheinen von Gothic 1 Classic habe ich über einen Kauf nachgedacht, aber die Spielfehler und Performanceprobleme haben mich davon abgehalten. Auch Gothic II Complete Classic war leider von diversen Fehlern betroffen. Die beiden Spiele wurden zwischenzeitlich mehrfach aktualisiert, um die gröbsten Fehler zu beheben.
Als später Gothic Classic: Khorinis Saga bestehend aus den beiden Gothic-Spielen angekündigt wurde, war ich sehr verwundert, als ich erfuhr, dass sich auf dem Spielmodul beide Games in Version 1.0 befinden, ohne die für beide Spiele durchaus wichtigen Updates. Für mich ist das, wie gesagt, total unverständlich. Ich hatte zwar zunächst Kaufinteresse, habe den Kauf aber bis heute nicht getätigt. Und ich muss offen zugeben: Bei der Ankündigung war ich leicht verärgert.
Eigentlich ist es keine große Sache: Man kauft sich das Spiel, zockt es, lädt sich dann das Update oder mehrere Updates herunter und spielt es nach einiger Zeit noch einmal. Doch auch Nintendo könnte in Zukunft den Zugriff auf die Updates einschränken oder die Dateien gar nicht mehr zur Verfügung stellen.
Dann bleibt man auf einer fehlerhaften Spielversion sitzen, die einen Spielfortschritt verhindert, oder kann das Spiel gar nicht erst beenden. Alternativ muss man mit Problemen wie Performance-Problemen, Fehlern, Grafikfehlern oder sonstigen Problemen weiterleben. Beispiele dafür gibt es viele.
Achtet auf Modulrevisionen!
Bei Nintendo Switch-Games gibt es allerdings eine halbwegs gute Lösung für dieses Problem, die vermutlich nicht jedem bekannt ist: Hin und wieder gibt es aktualisierte Game-Cartridges, die in einer neuen Verkaufsauflage mit einer neueren Spielversion, einer sogenannten Revision, erscheinen.
Ab Werk ist dann bereits das eine oder andere Update auf dem Modul installiert, sodass der Spielspaß sofort beginnen kann und nicht durch ein notwendiges Update in ferner Zukunft beeinträchtigt wird.
Doch wie lassen sich die neueren Versionen mit Updates im Vergleich zu früheren Modul-Versionen ohne besagte Updates erkennen? Äußerlich auf der Verpackung ist das leider nicht möglich, da es keine Informationen darüber gibt, wie aktuell das Spiel im Verkaufsregal ist und in welcher Auflage es sich befindet. Clevere Nutzer haben jedoch herausgefunden, dass man auf die Modul-Rückseite achten muss.
Um zukünftige Käufer über das Thema zu informieren, hat sich eine große Community zusammengetan und eine Liste aller Revisionen mit der durchaus passenden Bezeichnung „Nintendo Switch Cartridge Revisions“ erstellt, um die Codierungen zu entschlüsseln.
Ein Beispiel: Das Nintendo Switch-exklusive Spiel Astral Chain ist ein Action-Adventure-Spiel, das vom Entwicklerstudio PlatinumGames entwickelt wurde und Ende August 2019 im Handel erschien. Es erhielt zugleich ein Day 1-Update, welches einige Fehler beseitigte und nützliche neue Optionen zum Sortieren von Items hinzufügte.
ußerdem können nun mehrere Gegenstände auf einmal im Spiel verkauft werden. Das kann im Spiel durchaus nützlich sein und gilt als QoL-Verbesserung (Quality of Life) im Game.

„001“ bedeutet, dass die aktuellste Version von Astral Chain auf der Cartridge ist
In der Verkaufsversion befand sich die Version 1.0 auf dem Modul. Erst später folgte eine „001“-Revision, die das Day 1-Update bereits auf dem Modul integriert hatte. Danach folgte kein Update mehr.
Die Wahrscheinlichkeit, dass in naher oder ferner Zukunft noch ein Update folgt, ist sehr gering – das Spiel ist mit der „001“-Modulrevision also in einem fertigen Zustand und kann, sofern man eine funktionierende Nintendo Switch oder Nintendo Switch 2 dank Abwärtskompatibilität besitzt, in aller Ewigkeit gespielt werden.
Die Liste ist für dieses Thema äußerst nützlich und gerade für mich von großer Bedeutung, wenn es darum geht, die finale Version eines Spiels samt Updates zu besitzen. Sie wird täglich bei neuen Veröffentlichungen aktualisiert. So lässt sich beispielsweise auch herausfinden, dass es von Pikmin 4 dank zwei Updates bereits zwei Modulrevisionen gibt.
Wer die finale Version von Pikmin 4 besitzen möchte, muss nach einem Game-Modul mit der aufgedruckten Bezeichnung „002” in der Revisionscodierung auf der Modulrückseite Ausschau halten.
- Veröffentlichung mit Version 1.0
- Day 1-Update mit Version 1.0.1 – Modulrevision: 001
- Update 1.0.2 mit diversen Fehlerkorrekturen – Modulrevision: 002
In Sachen Pokémon lohnt es sich ebenfalls nach aktualisierten Versionen der Game-Cartridge Ausschau zu halten. Ein Modul mit der Revisionscodierung „006” für Pokémon Schwert und Pokémon Schild bedeutet, dass sich sechs verschiedene Versionen des Moduls auf dem Markt befinden und man jeweils die aktuellste Version 1.3.2 der beiden Spiele in der Hand hält.
Im Zeitraum von Anfang Januar 2020 bis Mitte Mai 2021 haben beide Spiele insgesamt sieben recht umfangreiche Updates erhalten: 1.1, 1.1.1, 1.2.0, 1.2.1, 1.3.0, 1.3.1 und 1.3.2. Wie bereits erwähnt, muss man sich ein Modul mit der Codierung 006 zulegen, um die finale Version mit allen veröffentlichten Updates von Pokémon Schwert und Pokémon Schild zu besitzen.
Es ist außerdem anzumerken, dass es Games gibt, die sich ab Verkaufsstart in einem fertigen, „perfekten” Zustand befinden und somit ohne Bedenken gekauft werden können, da für sie keine Updates erschienen sind. Darunter zählen aktuell folgende Videospiele speziell für die Plattform der Nintendo Switch, die Stand heute keine Updates erhalten haben:
- Advance Wars 1+2: Reboot Camp
- Another Code: Recollection
- Bayonetta Origins: Cereza and the Lost Demon
- Bravely Default II
- Detective Pikachu Returns
- Donkey Kong Country Returns HD
- Dragon Quest Builders
- Kirby and the Forgotten Land
- Kirby’s Return to Dream Land Deluxe
- Luigi’s Mansion 2 HD
- Metroid Prime Remastered
- New Super Mario Bros. U Deluxe (v1.0.2 dient nur für Nintendo Switch 2-Anpassungen)
- Princess Peach Showtime!
- The World Ends with You: Final Remix
- Tokyo Mirage Sessions #FE Encore
- WarioWare: Get It Together!
Auch viele weitere Games von Drittanbietern, die ihre Produkte für die Nintendo Switch-Plattform veröffentlicht haben, befinden sich in diesem von mir liebevoll „perfekt” genannten Zustand. Ein Beispiel ist Ace Combat 7.
Das Entwicklerstudio Bandai Namco hat der Serie seit 1995 diverse Ableger für alle Plattformen spendiert, zuletzt 2019 mit Ace Combat 7: Skies Unknown für PC, Xbox One und PlayStation 4. Mitte Juli 2024 folgte eine Version für die Nintendo Switch. Diese hat seit der Veröffentlichung kein Update erhalten und macht laut mehreren Testberichten weder spielerisch noch grafisch große Kompromisse gegenüber der ursprünglichen Version.
Leider wird nicht jedes Game einer Revision unterzogen: Paper Mario: The Origami King ist ein Rollenspiel, das von Intelligent Systems entwickelt und Mitte Juli 2020 von Nintendo veröffentlicht wurde. Das Game hat Anfang August desselben Jahres ein Update mit der Versionsnummer 1.0.1 erhalten, das durchaus umfangreich ist und einige Fehler behebt.
Kauft man sich heute das Game, erhält man immer noch die alte Version ohne Update auf dem Game-Cartridge – und das, obwohl das Game bereits vor knapp fünf Jahren veröffentlicht wurde. Ob jemals eine neuere Version der Game-Cartridge erscheinen wird, kann niemand vorhersagen.
Mein Plan: Geduld oder Verzicht
Ich bin daher zu einem Käufer geworden, der folgende Prinzipien verfolgt: Das Spiel muss zum Veröffentlichungszeitpunkt in einer spielbaren Version vorliegen, die ohne Performance-Probleme, Fehler, Glitches oder sonstige Anomalien auskommt. Updates sind für mich Extras, auf die ich in ferner Zukunft verzichten könnte, da das Spiel auch ohne sie problemlos spielbar ist.
Da solche Veröffentlichungen eher die Ausnahme als die Regel sind, verzichte ich größtenteils auf Käufe. In der Vergangenheit habe ich auf mehrere Games verzichtet und orientiere mich anhand der oben verlinkten, von der Community zusammengetragenen Liste, sobald die Updates für die Games erschienen sind und neuere Modulrevisionen auf den Markt kommen – speziell, wenn es um Spiele für die Plattform der Nintendo Switch geht.
Ein kleiner Tipp ist auch, dass die in der Szene bekannten Bezeichnungen „Complete Edition“, „Anniversary Edition“ und „Special Edition“ sehr oft auf eine Edition hindeuten, die das Hauptspiel samt Updates und eventuellen Erweiterungen in Form von DLC umfasst und erneut auf den Markt gebracht wird.
In der Regel kaufe ich diese Edition als physische Einzelhandelsversion, auch wenn das oft bedeutet, mehrere Jahre auf eine solche Ankündigung zu warten – oder gar keinen Kauf zu tätigen, da eine solche Ankündigung nicht immer sicher ist.
Ein positives Beispiel hierfür ist die Neuauflage der physischen Handelsversion von GRIS des kleinen spanischen Entwicklerstudios Nomada Studio. Eine weitere positive Nachricht: Für das Game Paper Mario: Die Legende vom Äonentor ist vor einigen Tagen die Information aufgetaucht, dass eine aktualisierte Modul-Revision vorliegt und das wichtige Update 1.0.1 bereits auf dem Modul installiert ist. Die Suche kann nach dieser neuen Modul-Revision kann also anfangen.
Da man beim Kauf eines originalverpackten Nintendo Switch-Game ja nie genau weiß, welche Modulrevision man erhält, ist der Gebrauchtmarkt für mich sehr wichtig. In Retroläden, die sich auf Videospiele spezialisiert haben, auf Flohmärkten sowie im Internet, beispielsweise auf eBay oder Kleinanzeigen, sind viele bereits geöffnete Spielverpackungen zu finden. Eine Nachfrage nach der besagten Codierung auf der Modulrückseite verrät mir exakt, welche Version des Spiels sich auf dem Modul befindet.
Manchmal denke ich aber, dass ich mir zu viele Gedanken mache. Schlussendlich sind das nur Games, die ich jetzt und heute zocke und vielleicht in zwei oder drei Jahren noch einmal. Und vielleicht noch einmal in fünf Jahren. Danach sind die Spiele ohnehin alter Schinken. Das Thema der Remake- und Remastered-Versionen gibt es schließlich auch noch. Also einfach neu kaufen und die alten Spiele auf dem Flohmarkt verkaufen? Retro-Fans werden darüber jetzt sicherlich den Kopf schütteln. Ich auch.
Die Lösung liegt auf dem Tisch: Beim Kauf einer digitalen Spielversion ist das Problem der Updates ohnehin gelöst. Beim Abruf der Spielversion wird nämlich immer die aktuellste Version inklusive Updates heruntergeladen. Der Markt wird ja ohnehin immer digitaler. Diese Entwicklung ist nicht mehr aufzuhalten. Die Hersteller bereiten sich darauf vor, wie ich zu Beginn ausführlich erläutert habe.
Nicht umsonst hat Microsoft mit der Xbox Series S und der Xbox Series X Digital Edition zwei Konsolen im aktuellen Sortiment, die auf diesen digitalen Weg setzen. Dadurch konnten neue Käuferschichten erschlossen werden, denn es gibt eingefleischte Fans dieser Entwicklung – sei es der eingesparte Regalplatz in der Wohnung, die Bequemlichkeit des ständigen effektiven Wechsels der Games oder die Vorteile, die eine digitale Version mit sich bringt, beispielsweise durch Xbox Play Anywhere von Microsoft.
Und Panik bezüglich des Zugriffsverlusts auf digitale Games sollte man ohnehin nicht haben: Auch wenn Nintendo Ende März 2023 den Kauf von Wii-, Wii U- und 3DS-Spielen im Nintendo eShop blockiert hat, ist der Zugriff auf Updates für die genannten Plattformen weiterhin möglich. Einzig folgende Bemerkung von Nintendo macht ein wenig Sorgen:
Even after March 27, 2023, and for the foreseeable future, it will still be possible to redownload games and DLC and receive software updates on Wii U and the Nintendo 3DS family of systems.
Übrigens wird sich das Thema meiner Meinung nach im Hinblick auf die sehr ferne Zukunft der Nintendo Switch 2 noch einmal verschärfen: Während das Entwicklerstudio und zugleich Publisher Nintendo für ihre Games auf der jetzigen Nintendo Switch-Plattform Game-Cartridge mit verschiedenen Speichergrößen wie 2 GB, 4 GB, 8 GB, 16 GB und die laut Fachkreisen sehr teure 32 GB angeboten hat, wird die Auswahl in Zukunft wohl geringer ausfallen.
Für die Plattform der Nintendo Switch 2 soll es nämlich lediglich eine Speichergröße in Form von Modulen geben – eine sehr teure 64 GB-Modulvariante. Eine offizielle Bestätigung dafür gibt es allerdings noch nicht. Ein Leak vor einigen Monaten deutet jedoch sehr stark darauf hin und die ersten Veröffentlichungen der ersten Games für die neue Plattform bestätigen diesen Umstand.
Digital-Only mit Bonus – die Game-Key Cards?
Hat man bei der Ankündigung der Nintendo Switch 2 genau hingeschaut, dann hat man vielleicht bemerkt, dass mit der Game-Key Card eine neue Art von Cartridge angekündigt wurde. Diese wurde teilweise von Nintendo erdacht, um „Herr der Situation“ zu werden.
Im Klarttext: Während hin und wieder Games auf den Markt kamen, die zwar als physikalische Einzelhandelsversion verpackt waren, aber lediglich einen einlösbaren Download-Code für die digitale Version des Spiels für den Nintendo eShop enthielten, geht man bei einer Einzelhandelsversion mit Game-Key Card einen anderen Weg.
In der Verpackungsbox ist zwar eine Game-Cartridge enthalten, das Spiel selbst muss aber trotzdem als digitale Version im Nintendo eShop heruntergeladen werden. Die Cartridge kommt sehr wahrscheinlich komplett ohne Dateiinhalte aus (eine Bestätigung steht noch aus) und dient lediglich als „Lizenzüberprüfung”, um den Zugriff auf das Spiel zu ermöglichen.
Dazu muss die spezifische Game-Cartridge stets in der Nintendo Switch 2 eingesteckt sein. Auch in der Szene wurde dieser Schritt eher kontrovers diskutiert. Manchen hat er gefallen, andere fanden ihn nicht gut.
Nintendo verspricht, dass die Game-Key Cards an Freunde verliehen, zum Verleih angeboten und auch verkauft werden können, da sie nicht an einen bestimmten Nintendo-Account oder eine bestimmte Konsole gebunden sind. Das klingt nach „Digital-Only” mit einem zusätzlichen Bonus, denn zuvor waren digitale Spielversionen an einen Account gebunden und konnten nicht separat weiterverkauft werden – es sei denn, man verkaufte den Account direkt mit.
Ich vermute, dass viele Entwicklerstudios und Publisher bei der zweiten Generation der Nintendo Switch den Fokus auf eine digitale Distribution in Form von Game-Key Cards ihrer Spiele legen werden. Eine von der Community zusammengetragene vorläufige Liste bestätigt meine Vermutungen. Viele Games für die neue Nintendo Switch 2 werden bereits mit dem neuen Verfahren umgesetzt.
Ein Beispiel hierfür gibt es bereits bei den Games-Ankündigungen zur Nintendo Switch 2: Das Remake von Bravely Default erscheint als Game-Key Card-Version. Das Modul ist sehr wahrscheinlich ohne Inhalt und das Spiel muss als Downloaddatei heruntergeladen werden, obwohl es selbst nachweislich nur 11 GB groß ist und sehr einfach auf ein übliches Modul passen würde.
Warum packt Square Enix das Spiel also nicht direkt auf die 64 GB-Cartridge? Die Speichergröße ist nicht das Problem, das Modul hat ja genügend Platz dafür. Der Grund ist ganz einfach – der Kostenfaktor! Aus Entwicklerkreisen ist inzwischen bekannt, dass die Produktion und Lizenzierung eines 64 GB-Speichermoduls für die Nintendo Switch 2 teurer ist als eine PS5/Xbox Series X-Blu-ray-Disk.
Das bestätigt zudem das bereits erwähnte Gerücht: Demnach bietet Nintendo Entwicklerstudios und Publishern nur eine Game-Cartridge mit 64 GB Speicherplatz als Lizenzierungsoption an. Die Unternehmen müssen sich daher entscheiden: Möchte man das eigene Game auf die teure Cartridge packen, obwohl der Speicherplatz dafür überdimensioniert ist, oder setzt man auf die billigere „Code in a box“- bzw. auf die neuere Game-Key Card-Variante? Letztere beiden Varianten würden die Lizenzierungskosten der Cartridge einsparen. Die Antwort wird euch nicht in Erstaunen versetzen.
Das Game Puyo Puyo Tetris 2S von SEGA ist lediglich 3,1 GB groß und wird dennoch als Game-Key-Card-Version auf den Markt gebracht. Die Nintendo Switch-2-Version von Street Fighter 6 ist zirka 50 GB groß und würde somit auf das neue Cartridge-Format mit 64 GB Speicherplatz passen. Das japanische Entwicklerstudio Capcom hat sich hingegen für eine Veröffentlichung mit Game-Key-Card entschieden. Dieses Thema zieht sich eigentlich quer durch alle neuen Spiele für die Nintendo Switch 2.
Auch die Version von Elden Ring mit der Zusatzbezeichnung „Tarnished Edition” wird als Game-Key-Card auf den Markt kommen. Aufgrund der Größe des Spiels würde es allerdings wohl nicht auf eine 64 GB-Cartridge passen. Ich bin mir allerdings nicht ganz sicher, ob das nicht doch möglich wäre. Die Nintendo Switch-Version von Cyberpunk 2077 kommt übrigens nämlich auf einer solchen 64 GB Game-Modul auf den Markt, wird aber mit 69.99 Euro als UVP das teuerste Spiel in meinen Beispielen sein.
Man erkennt ein Muster: Je teurer das Spiel, desto wahrscheinlicher ist die Umsetzung einer 64 GB-Cartridge. Je billiger das Spiel, desto eher wurde auf das neue Konzept der Game-Key-Cards gesetzt. Games, die von Nintendo selbst entwickelt wurden, sind davon nicht betroffen. Das Unternehmen hat dafür „keine Pläne”.
Dieses Thema entwickelt sich auch in eine schräge Richtung, was zu einigen interessanten neuen Perspektiven führt: Das Game Final Fantasy Tactics: The Ivalice Chronicles wurde Anfang Juni offiziell angekündigt. Es handelt sich um ein 1997 von Square für die PlayStation entwickeltes und veröffentlichtes Rollenspiel, das einen großen Fokus auf einem rundenbasierten Kampfsystem legt und nun eine Neuauflage in Form eines Remakes erhält.
Dass das Game Ende September unter anderem für die Plattformen Nintendo Switch und Nintendo Switch 2 erscheinen wird, ist auf den ersten Blick nicht überraschend. Der Überraschungseffekt liegt eher in der Umsetzung der physischen Einzelhandelsversion. Während sich die Nintendo Switch-Version des Game komplett auf dem Cartridge befindet, wird die Version für die Nintendo Switch 2 als „Code in a Box“-Variante umgesetzt. Einen offiziellen Grund wird vom japanischen Entwicklerstudio Square Enix nicht genannt.
Ich vermute, dass man sich die bereits mehrfach erwähnten Lizenzierungskosten einer 64-GB-Cartridge sparen will. Da es keine kleinere Speicherplatz-Cartridge speziell für die Nintendo Switch-2-Plattform gibt, setzt man auf die einzig preisgünstigere Variante.
Bei der Nintendo Switch-Plattform hat man ja noch die Speicherplatz-Auswahl für die Cartridge, daher kommt diese Variante als vollständiges Paket auf den Markt. Schließlich muss man anmerken, dass das Spiel sicherlich nicht größer als 64 GB sein wird, sodass Square Enix gezwungen wäre, die Variante „Code in a box“ zu wählen.
Ein kleiner Hinweis für interessierte Käufer: Square Enix hat einen kostenfreien „Upgrade Pass” bestätigt, mit dem sich die Nintendo Switch-Version auf der Nintendo Switch 2 zocken lässt. Ansonsten ist die Nintendo Switch 2 bekanntermaßen abwärtskompatibel mit Spielen für die Nintendo Switch.
Schon jetzt nutzen einige Publisher und Entwicklerstudios die kleinste mögliche Modulgröße, um nur einen Teil des Spiels auf das Game-Cartridge zu packen und den Rest als zusätzlichen Download anzubieten – Wie bereits erwähnt, ist der Kostenfaktor von entscheidender Bedeutung.
Je kleiner das Game lizenziert wird und somit auf eine kleinere Cartridge gesetzt wird, desto geringer sind die Produktionskosten. Das spielt den Publishern und Entwicklerstudios in die Karten, wenn sie das Spiel eher als digitale Version als über den Einzelhandel mit Hilfe einer physischen Version herausbringen.
Besonders bei Game-Kollektionen fällt diese Thematik stark auf: Bei der Version von Batman: Arkham Trilogy, die aus den Spielen Batman: Arkham Asylum, Batman: Arkham City und Batman: Arkham Knight besteht, befindet sich nur das erste Spiel auf der Cartridge.
Die anderen beiden Spiele müssen separat heruntergeladen werden. Bei der veröffentlichten Borderlands Legendary Collection ist das gleiche Problem zu beobachten: Borderlands ist sofort spielbar, Borderlands 2 und Borderlands: The Pre-Sequel müssen nachträglich heruntergeladen werden. Während sich Grand Theft Auto III und Grand Theft Auto: San Andreas auf der Cartridge der Grand Theft Auto: The Trilogy – The Definitive Edition befinden, ist Grand Theft Auto: Vice City nicht auf der Cartridge vorhanden.
Besonders dreist wurden die Versionen von EA FC 24 und Borderlands 3: Ultimate Edition umgesetzt. Bei der Fußball-Simulation stehen lediglich neun Männer- und sechs Frauen-Mannschaften zur Auswahl und nur der Classic-Spielmodus ist spielbar. Weitere Spielfunktionen müssen in Form einer ca. 30 GB großen Datei im Nintendo eShop nachträglich und separat heruntergeladen werden.
Auch das Entwicklerstudio Gearbox Software und der Publisher 2K Games haben bei Borderlands 3: Ultimate Edition gespart: Auf der Cartridge befinden sich ca. 3,2 GB Spieldaten. Man hat wohl die 4 GB Speichergröße lizenziert und bietet den Rest der Spieldaten in einem Umfang von 5,3 GB als zusätzlichen Download an.
Ohne diesen kommt man in bestimmten Bereichen des Games nicht mehr weiter. Im Falle von Borderlands 3: Ultimate Edition hätte der Publisher ein weit größere Cartridge für die Produktion verwenden und das Spiel „komplett” ausliefern können, ohne auf eine Downloaddatei setzen zu müssen.
Während ich diese Zeilen auf meinem Notebook tippe, denke ich an meine Sammlung alter Games für den Game Boy Advance, die PlayStation Portable, den Nintendo DS und 3DS. Einmal gekauft und eingesteckt, konnte der Spaß losgehen, ohne dass ich auch nur einen Gedanken an Updates und Patches, die es durchaus gab, aber eher die Ausnahme als die Regel waren, verschwenden musste.
Bis auf zwei Beispiele kann ich mich jedenfalls nicht daran erinnern, je ein Update für ein Game der PlayStation Portable oder PlayStation Vita heruntergeladen zu haben. Wipeout Pure war das erste PSP-Spiel, das DLC wie zusätzliche Fahrzeuge und Strecken spendiert bekam. Minecraft war wohl das Game für die PlayStation Vita-Plattform, das die meisten Updates erhalten hat – ganze 62 Updates wurden für die Version veröffentlicht.
In der Vielfalt der Videospiele und der Breite der Maße war die Situation der Unspielbarkeit jedoch nicht gegeben – auch nicht 20, 25 oder 30 Jahre nach dem Kauf. Gerade solche Gedanken geben mir das Gefühl, den richtigen Weg zur Erhaltung der Spielbarkeit auch in ferner Zukunft eingeschlagen zu haben. Und jetzt lasst mich kurz in meine Golden Sun GBA-Cartridge pusten – allein schon der Erinnerung an alte, gute Zeiten wegen.
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Sehr schöner Artikel,mit wahrlich viel Inhalt!
Danke dafür!
Guter und knapper Artikel. Hat den irgend jemand von Anfang bis Ende durchgelesen? 🤣
Sehe es ähnlich. Der Mobiflip Leser wurde ja jahrelang auf kurze Artikel konditioniert.
Die Kommentare und Testberichte waren schon immer merklich länger, der sticht aber hier wirklich hervor 😀
Ja, tatsächlich. War gut bzw. geht mir ähnlich heutzutage.